Quergeschrieben

Krisen, Empathieverlust und Apperzeptionsverweigerung

Je bedrohlicher sich die Wirklichkeit darstellt, desto größer wird die Versuchung, sich alternative Fakten auszudenken.

Karl Gaulhofer hat in dieser Zeitung auf eine Reuters-Umfrage verwiesen, aus der hervorging, dass sich immer weniger Menschen für das Weltgeschehen interessieren. In nur sechs Jahren ist der Anteil der Nachrichtenkonsumenten in Österreich von 67 auf 57 Prozent zurückgegangen; ähnliche Ergebnisse wurden auch in anderen Ländern registriert. Die Pandemie, die Inflation und der Krieg in der Ukraine haben diesen Trend verstärkt. „Ich kann es schon nicht mehr hören“, sagen immer mehr Menschen, wenn man sie auf Nachrichten anspricht, die sie erschrecken oder deprimieren.

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Was da stattfindet, hat Heimito von Doderer „Apperzeptionsverweigerung“ genannt. Unter Apperzeption versteht man die bewusste Wahrnehmung und Einordnung von Erlebnis-, Wahrnehmungs- und Denkinhalten. Es gibt unendlich viele Formen der Flucht vor der Herausforderung, die Wirklichkeit so wahrzunehmen, wie sie ist: harmlose und gefährliche, selbstzerstörerische und solche, die sich auch auf die anderen verheerend auswirken. Die radikalste Form der Apperzeptionsverweigerung schlägt in Wut auf die Wirklichkeit um.

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