Ausstellung

Was Künstler unter „wir“ verstehen

Fast 40 Jahre Zusammenarbeit: Der Brite Richard Hamilton (r.) und der Schweizer Dieter Roth.
Fast 40 Jahre Zusammenarbeit: Der Brite Richard Hamilton (r.) und der Schweizer Dieter Roth.Mumok
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Künstlerkollektive sind derzeit in Mode, aber auch sehr umstritten. Das Mumok zeigt nun, wie verbreitet derlei „Kollaborationen“ schon früher waren.

Sammlungsausstellungen in Museen sind eine Notwendigkeit – und eine enorme Herausforderung: Wie können die Lagerbestände in ein neues Licht gerückt, wie andere Verbindungen, unerwartete Perspektiven auf Bekanntes geboten werden? Im Mumok werden dafür gern alternative Wege gesucht. 2017 gestaltete Jakob Lena Knebl mit der Sammlung „atmosphärische Begehrensräume“, wie es damals hieß. Jetzt spürt ein externes Kuratorenduo „Strategien kollektiver Autor:innenschaft“ nach. „Kollaborationen“ betiteln es Heike Eipeldauer und Franz Thalmaier. Damit konnotieren sie einen negativ besetzten Begriff um. Aus den Geschichtsbüchern kennen wir ihn als „Zusammenarbeit mit dem Feind“. Im Verständnis der Kuratoren sind die im Mumok ausgestellten Künstler keine solchen Kollaborateure, sondern wertfrei gedachte Mitarbeiter – ganz im Sinne des heutigen Projektmanagements: Zusammenarbeit auf Augenhöhe.

Vorteile für den Arbeitsprozess

Das Thema ist nicht neu. In den 1990ern sprach man von Netzwerken, dann Teamarbeit, seit einiger Zeit gern von Kollektiven, was gerade in der Documenta zu fragwürdiger Blüte gereift ist. Aber schon immer werden in der Kunst Formen gemeinschaftlichen Arbeitens thematisiert und praktiziert. Eigentlich auf Individualität und Einzigartigkeit erpicht, vereinigten sich Künstler gern in losen bis streng geregelten Verbänden. Manche riefen gemeinsam eine neue Stilrichtung aus, veröffentlichten Manifeste oder bildeten einen Klub. Andere gründeten fixe Gruppen mit gemeinsamen Namen. Der Vorteil solcher gemeinschaftlichen Formen ist der Arbeitsprozess: Das Ziel ist nicht nur das zu vollendende Kunstwerk, sondern gleichermaßen der Austausch miteinander, über den Prozess, über Entwicklungsschritte, Ziele und Potenziale. Anders als in der Betriebswirtschaft such(t)en Künstlergruppen dabei keine Produktivitätssteigerung, sondern eine Stärkung ihrer individuellen Position. Daher ist die Gemeinsamkeit auch in den meisten Fällen temporär.

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