Pizzicato

Die Tour und der Tourismus

Ein holpriger Start, mit Pannen und ohne Mehrheit: So lässt sich die Ära Macron II an. Frankreichs Präsident und seine Premierministerin präsentierten im Élysée-Palast jüngst ihr Kabinett.

Die Nation steuert schnurstracks in ein Patt. Eine Koalition? Pah, wir sind doch keine Deutschen! So ließ sich Christian Jacob, kein Jakobiner, aber der Chef der zerzausten Republikaner, vernehmen.

Dynamik geht im Land derzeit nur von der Tour de France aus. Wenn die Franzosen nicht ihre „Grande Boucle“, ihre „große Schleife“, hätten! Nach dem Auftakt in Dänemark rollt das Peloton nun endlich durch die Lande – von der Normandie durch die „Kopfsteinpflaster-Hölle des Nordens“, zum Nationalfeiertag auf L'Alpe d'Huez, über Carcassonne und Lourdes nach Paris. Was macht es da schon, dass Belgier und Niederländer das Klassement dominieren und die Franzosen nichts zu bestellen haben?

Eine bessere Tourismuswerbung gibt es nicht. Die Weizen- und Lavendelfelder, die Kathedralen und Klöster: Das macht Lust auf die Bretagne und die Provence, wohin die Franzosen sich in einer Blechkarawane nach dem Schlusssprint der Tour auf den Champs-Élysées im August wälzen – um mit Wut im Bauch über die Inflation und die Benzinpreise zurückzukommen. Macron hört schon die Signale: Im September drohen Stunk und Streik. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2022)

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