Leitartikel

Boris Johnson sollte seinem Land einen letzten Dienst erweisen

Glaubt den Worten Johnsons noch jemand?
Glaubt den Worten Johnsons noch jemand?(c) REUTERS (JOHN SIBLEY)
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Seine Minister laufen ihm in Scharen davon, doch der unverbesserliche Boris Johnson will die Krise aussitzen. Dabei wäre sein Rücktritt überfällig.

Wenn Boris Johnson etwas kann, dann ist es reden: Das hat der britische Regierungschef einmal mehr bewiesen, als er sich nach dem Massenrücktritt von mehr als einem Dutzend seiner Minister und Berater den unangenehmen Fragen im Unterhaus stellen musste. Ohne rot zu werden, ohne Schweißtropfen auf der Stirn betonte er immer wieder, dass er im Jahr 2019 mit einer überwältigenden Mehrheit zum Premier Großbritanniens gewählt wurde und dass er seinen Job so verstehe, auch unter schwierigen Umständen einfach weiterzuarbeiten. Und genau das werde er jetzt tun.

Doch glaubt den Worten des talentierten Redners noch jemand? Keine Spur von Reue, keine Spur von Gewissensbissen: Johnson will die bisher schwerste Krise seiner Amtszeit so wie immer aussitzen. Allerdings ist seine Glaubwürdigkeit mehr als angekratzt, das Vertrauen in den konservativen Premier nachhaltig gestört. Johnson hat schon einmal das Parlament angelogen, als es um Partys in der Downing Street ging, während im Land ein Corona-Lockdown in Kraft war. Nur knapp überstand er Anfang Juni ein Misstrauensvotum. Diesmal geht es darum, dass Johnson einen alten Parteifreund in ein wichtiges Fraktionsamt hievte, obwohl er von Vorwürfen sexueller Belästigung wusste – und später abstritt, davon Kenntnis gehabt zu haben.

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