"Österreichs Schwerpunkt liegt am Balkan", sagt SP-Verteidigungsminister Norbert Darabos. Österreich würde sehr wohl Truppen in gefährliche Regionen schicken, hinter dem "Afghanistan-Nein" steht er.
SP-Verteidigungsminister Norbert Darabos hat die am Sonntag bekanntgewordene "nicht nachvollziehbare" US-Kritik am internationalen Einsatz österreichischer Soldaten zurückgewiesen. Er unterstrich am Montag im Mittagsjournal des ORF-Radios den Beitrag Österreichs, das 1200 Soldaten im Ausland stationiert habe. Der Schwerpunkt der österreichischen Einsätze liege auf dem Balkan, sagte der Verteidigungsminister. So sei Österreich in Bosnien-Herzegowina die "Nummer Eins" unter den truppenstellenden Nationen und im Kosovo die "Nummer Eins" unter den nicht der Nato angehörenden Staaten.
Darabos steht zu "Afghanistan-Nein"
Darabos wies die US-Einschätzung zurück, Österreich vermeide gefährliche Auslandseinsätze und verwies auf die Entsendung von Bundesheersoldaten in den Tschad. Der Verteidigungsminister bekräftigte allerdings, er trage die Entscheidung, "keine große Anzahl von Soldaten" nach Afghanistan zu schicken, "zu hundert Prozent mit". Bereits am Sonntag hatte Darabos-Sprecher Stefan Hirsch die Vermutung geäußert, die US-Regierung sei frustriert, weil der Minister Kritik an den Raketenschildplänen des früheren US-Präsidenten George W. Bush geübt und einen Afghanistan-Einsatz österreichischer Soldaten abgelehnt habe.
Das Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", das mit der Enthüllungsplattform Wikileaks kooperiert, hat 1700 vertrauliche Berichte der US-Botschaft in Wien gesichtet und am Sonntag berichtet, dass US-Diplomaten zum Teil deutliche Kritik an ihren österreichischen Ansprechpartnern üben. Am schärfsten äußern sich die US-Diplomaten demnach über Darabos, der "uninteressiert an Außen- und internationaler Sicherheitspolitik" sei und zudem "offen ablehnend gegenüber Plänen, österreichische Truppen auf gefährliche Einsätze ins Ausland zu schicken".
Er sorge sich nach den Veröffentlichungen nicht um die bilateralen Beziehungen zu den USA, sagte Darabos im Mittagsjournal. Die Berichte sorgten allerdings nicht für Vertrauen für die Gespräche auf diplomatischer Ebene.
(APA)