Schwechat

OMV schätzt Auswirkungen von Raffinerie-Unfall auf 200 Millionen Euro

APA/TOBIAS STEINMAURER
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Alleine im Juni beliefen sich die Auswirkungen auf 90 Millionen Euro, geht aus dem am Freitag veröffentlichten Trading Statement für das zweite Quartal hervor. Die Raffinerie werde voraussichtlich in der zweiten Hälfte des dritten Quartals 2022 wieder voll betriebsfähig sein.

Nach dem Unfall in der Raffinerie in Schwechat, bei dem Anfang Juni die Hauptdestillationsanlage beschädigt wurde, schätzt die OMV die finanziellen Auswirkungen auf insgesamt rund 200 Millionen Euro. Alleine im Juni beliefen sich die Auswirkungen auf 90 Millionen Euro, geht aus dem am Freitag veröffentlichten Trading Statement für das zweite Quartal hervor. Die Raffinerie werde voraussichtlich in der zweiten Hälfte des dritten Quartals 2022 wieder voll betriebsfähig sein.

Am 3. Juni war es während einer Wasserdruckprüfung im Rahmen einer Generalüberholung der Raffinerie zu einem Schaden bei einer der Destillationskolonnen gekommen. Der Vorfall forderte zwei Leichtverletzte. Die Inbetriebnahme wurde verzögert. Durch Optimierungsmaßnahmen an einer kleineren Rohöl-Destillationsanlage sei die Raffinerie derzeit zu etwa 20 Prozent ausgelastet. Eine volle Auslastung erwarte man dann in der zweiten Hälfte des dritten Quartals.

Marge deutlich gestiegen

Sehr stark gestiegen ist im zweiten Quartal die Raffinerie-Referenzmarge Europa. Basierend auf der Rohölsorte Brent war die Marge im ersten Quartal noch bei 6,78 Dollar pro Fass gelegen, nun erreicht sie den Wert von 20,46 Dollar/Fass. Nach einer älteren Berechnung basierend auf dem Referenzpreis von Brent und Urals-Öl wäre die Referenzmarge gar bei 29,25 Dollar pro Fass gelegen. Die tatsächlich von der OMV realisierten Referenzmargen könnten aufgrund von Faktoren wie einer anderen Rohölzusammensetzung oder der Produktausbeute von der Referenzmarge noch abweichen, heißt es in dem Bericht.

Grund für die Änderung des Transferpreises von Urals auf Brent sei das geopolitische Umfeld, hieß es von der OMV. Die Rohölsorte Urals sei keine maßgebliche Referenz mehr. Der Transferpreis sei marktüblich und berücksichtige den Qualitätsunterschied zwischen Brent und dem aktuell produzierten Rohölmix.

Den durchschnittlichen Brent-Preis für den Barrel Öl bezifferte der heimische Öl-, Gas- und Chemiekonzern mit 113,93 Dollar, jenen für Urals mit 79,26. Der durchschnittlich realisierte Rohölpreis der OMV lag bei 106,9 Dollar pro Barrel, nach 90,5 Dollar/Barrel im Vorquartal. Die Margen bei Ethylen, Propylen und Polyethylen waren heuer im zweiten Quartal durchwegs höher als im ersten Quartal 2022. Nur die Marge für Polypropylen lag zuletzt niedriger.

Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) hatte am Donnerstag in einer Untersuchung zum heimischen Treibstoffmarkt eine "Entkopplung" zwischen den Rohöl- und Spritpreisen festgestellt. Die Bruttoraffinierungsmargen der Mineralölkonzerne hätten sich seit Beginn des Ukraine-Kriegs verdreifacht. Die Steigerungen könne man sich nicht zur Gänze aus den Kosten heraus erklären. Erdölraffinerien, darunter jene der OMV, verarbeiten Rohöl zu Benzin, Diesel und Kerosin.

Weniger Gas aus Russland

Beeinträchtigt wird die OMV derzeit durch reduzierte russische Gaslieferungen. Vorzeitig habe man derivative Absicherungspositionen geschlossen. Das operative Ergebnis vor Sondereffekten im zweiten Quartal im Erdgasgeschäft West dürfte mit rund 50 Millionen Euro belastet werden. Die Cashflows würden unter anderem durch Zuflüsse infolge des Börsengangs von Borouge und dem Verkauf der deutschen Tankstellen erhöht. Auf der anderen Seite werde es durch die Befüllung der Erdgasspeicher zu einem erheblichen Mittelabfluss kommen. Die detaillierten Ergebnisse für das zweite Quartal werden am 28. Juli veröffentlicht.

(APA)

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