Appell

„Ohne Hilfe sterben sie“

Caritas-Präsident Landau drängt Regierung zu Drei-Jahres-Programm für Entwicklungshilfe.

Wien. Die Trendwende kam 2020. Erstmals seit 1998 stieg die Zahl extrem armer Menschen wieder. Über 700 Millionen Menschen müssen mit weniger als 1,9 Dollar pro Tag auskommen. Die Folgen der Pandemie und der hohen Energie- und Lebensmittelpreise infolge des Ukraine-Krieges verschärfen die Dramatik.

„Hinter den Zahlen stehen Menschen“, sagt Caritas-Präsident Michael Landau. Ohne Hilfe würden Hungernde vielfach sterben. Landau lobt die Hilfe für die Ukraine, appelliert aber an die Bundesregierung, darüber nicht andere Kriege und Katastrophen zu vergessen, etwa den Senegal, den Südsudan oder Äthiopien.

„Die Zukunft Afrikas wird entscheidend sein für die Zukunft Europas“, erklärt Landau. In Äthiopien sterbe beispielsweise jedes sechste Kind vor seinem fünften Geburtstag. Diese Tragik dürfe man nicht einfach hinnehmen.

Landau fordert die türkis-grüne Koalition auf, ihre Ankündigungen aus dem Regierungsprogramm endlich umzusetzen und die öffentliche Entwicklungshilfe auszubauen. Das Drei-Jahres-Programm, an dem schon seit geraumer Zeit gearbeitet werde, müsse endlich beschlossen und mit einer entsprechenden Finanzierung per Gesetz versehen werden. „Ermessensausgaben allein werden nicht reichen“, sagt Landau.

Die Aufstockung des Auslandskatastrophenfonds sei ein guter Schritt. Ein Teil der Gelder, so Landau, sollte jedoch nicht flexibel vergeben werden, sondern für lang andauernde Konflikte reserviert werden. Nur so sei eine seriöse Planung möglich. (cu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.07.2022)

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