Nachruf

Klaus Lemke gestorben: Abschied vom "Rocker" des deutschen Films

Klaus Lemke bei der Viennale 2010.
Klaus Lemke bei der Viennale 2010.(c) Viennale / Ruth Ehrmann
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Der Kino-Rebell und Wahlmünchner, der mit dem Milieuporträt „Rocker“ bekannt wurde, drehte zeitlebens gegen biederes „Staatskino“ an.

Es war vor allem der Fernsehfilm „Rocker“, mit dem sich Klaus Lemke einen Namen machte: Das ungezügelte Portät einer anrüchigen bis gefürchteten Hamburger Subkultur, deren Mitglieder man heute vielleicht auch als „Biker“ umschreiben könnte, schien damals kaum weniger wild als seine lederbejackten Protagonisten. Der Publikumserfolg stach aber auch dank seiner Authentizität hervor: Lemke besetzte Menschen aus der Szene, pfiff auf jedwede Drehbuchmoral und schuf ein Genrestück, dass vollgesogen war mit Lokalkolorit. Auch sprachlich: Manche mutmaßen, dass die Popularisierung der saloppen Anrede „Digger“ auf „Rocker“ zurückgeht. Zum Filmkostüm meinte der Regisseur später: „Die fragen, was bekomme ich für die Szene zum Anziehen? Und ich sag: Wieso, bist du nackt?“

Ein in seiner Markigkeit typischer Lemke-Spruch. 1940 im heute polnischen Landsberg an der Warthe geboren, wuchs Lemke in Düsseldorf auf. Ein Studium der Kunstgeschichte und Philosophie brach er ab, assistierte am Theater und drehte bald erste Kurzfilme. Mit „Rocker“ – bis heute Kult in Hamburg und darüber hinaus – markierte er 1972 sein Revier als dezidiert unbürgerlicher Rebell des „Neuen Deutschen Films“, dem selbst Enfant terribles wie Fassbinder zu spießig waren. Von den intellektuellen Meinungsführern des „Oberhausener Manifest“ ganz zu schweigen.

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