Die Montanuniversität Leoben hat ein Verfahren für „grünes“ Fracking entwickelt, bei dem anstelle von Chemie nur Sand und Maisstärke ins methanhaltige Schiefergestein gepresst wird (Archivbild).
Gasversorgung

Die Versäumnisse der Energiepolitik

Österreich könnte sich mit „grünem“ Fracking und stärkerer Biogasproduktion viel schneller vom russischen Gas entkoppeln. Doch ideologische Scheuklappen erschweren die Diskussion.

Wien. Russlands Angriff auf die Ukraine hat Österreich kalt erwischt. Jahrzehntelang wurde die gemütliche Abhängigkeit des Landes vom Gaslieferanten aus Moskau nicht hinterfragt. Jetzt fehlen die Antworten, wie sich Österreich möglichst rasch von Russland abnabeln könnte. Und täglich wird die Befürchtung konkreter, dass Russlands Machthaber, Wladimir Putin, „Energie als Waffe gegen den Westen einsetzt“, wie es Industriellenvereinigung-Chef Georg Knill formuliert. Ein Ende der russischen Gaslieferung hätte für die heimische Wirtschaft dramatische Folgen, sagt auch Wifo-Chef Gabriel Felbermayr. Bei einer Veranstaltung des Verbunds in Berlin meinte er, ab Dezember werde es „möglicherweise sehr dick kommen“. Falls es über den Winter nicht genug Gas gibt, könnte sich die Inflation sogar verdoppeln. Der Ökonom spricht von einer Teuerung von 18 Prozent.

Längst wächst der Unmut bei Unternehmern und Industrie über die Trägheit der Regierung. Wietersdorfer-Chef Michael Junghans ärgert sich im Gespräch mit der „Presse“ über „sechs Monate Beschwichtigungspolitik“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Heuer und im nächsten Jahr werden Europas Emissionen um fünf Prozent steigen (Archivbild aus Belchatow in Polen).
Gaskrise

Geht alles gut, schadet der Krieg dem Klima nur kurz

Die Rückkehr der Kohle treibt Europas Emissionen in die Höhe. Doch der Krieg beschleunigt auch die grüne Wende, sagen Forscher. EU-Klimaziele bleiben erreichbar.
Dauert die Krise länger an, werden mehr Energiefirmen ins Wanken kommen.
Klima:Wandel

Energiekrise: Das große Retten geht wieder los

Europas Staaten steigen bei maroden Strom- und Gasfirmen ein. Auch in Österreich könnte es bald Wackelkandidaten geben. Wie viel Liberalisierung bleibt nach der Energiekrise übrig?
Verbund-Chef Michael Strugl
Interview

Verbund-Chef Strugl: "Sind aus der Kohle ausgestiegen, das ist endgültig"

Verbund-Chef Michael Strugl sorgt sich nicht um die Strom-Sicherheit, solang Gaskraftwerke weiter genug Brennstoff haben. Allerdings werde Strom in den nächsten Jahren teuer bleiben. Die staatliche Gewinnabschöpfung bei Energiekonzernen hält er für eine „Themenverfehlung“.
Leitartikel

Wann endlich sagt die Regierung, dass der Winter hart werden kann?

Putin hat Europa den „kalten Krieg“ erklärt, in Deutschland werden längst Krisenszenarien durchgespielt, nur in Österreich geschieht reichlich wenig.
Energiekrise

Industrie kritisiert „sechs Monate Beschwichtigungspolitik"

Führende Industriekonzerne fühlen sich von der Regierung schlecht informiert. Sie fordern eine offene Diskussion auch über „Worst-Case-Szenarien“.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.