Kaum ein SPÖ-Politiker ist so präsent wie Jörg Leichtfried, zuletzt stolperte der Vizeklubchef in eine tagelange Debatte um die Ablöse der Rechnungshof-Chefin. Wie wurde er zur roten Nummer zwei? Und was will er eigentlich?
Die Runde, die sich beim Steirer-Empfang am Abend des 20. Juni im Wiener Palais Schönburg zusammenfand, hatte beinah etwas von alter, großkoalitionärer Eintracht: Da der scheidende Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, daneben Rechnungshof-Präsidentin Margit Kraker, auch Seniorenbund-Chefin Ingrid Korosec stieß dazu. Mit dabei beim ÖVP-Heimspiel: SPÖ-Vizeklubchef Jörg Leichtfried, kleine Gösser-Biere trinkend und trocken mitscherzend. Wer sich in Partei und Parlament nach ihm erkundigt, hört zuvorderst auch dazu passende Zuschreibungen: Ein „sehr netter Kerl“ sei er, „ruhig und ganz angenehm“, echte Feinde scheint Leichtfried weder in der SPÖ noch anderswo zu haben.
Nur wenige Tage später dann der andere Leichtfried: jener, dem die SPÖ die Rolle des Scharfmachers umgehängt hat – und der dabei bisweilen über das Ziel hinausschießt. Zum Entsetzen der türkis-grün-pinken Verhandler knüpfte er die SPÖ-Zustimmung zum Parteiengesetz an die vorläufige Ablöse der Rechnungshof-Präsidentin. Es folgte eine tagelange Debatte, letztlich ruderte er zurück. Am Donnerstag stimmte die SPÖ dem Gesetz zu – ohne Kraker-Ablöse.