Betörende Weiblichkeit. Diors „New Look“ formte den Körper mit festen Korsetts, Polsterung und Steifleinenfutter. 1948 in Paris.
Frankreich

Haute Couture und Weltkrieg: Die Geschichte von „Miss Dior“

Auch im besetzten Frankreich vor 1945 lief alles gut im exklusiven Pariser Modebezirk. Christian Dior begann seine Karriere. Was indessen mit seiner Schwester Catherine Schreckliches geschah, die Deportation ins KZ Ravensbrück, wird jetzt erst aufgearbeitet.

Als Frankreich während des Krieges besetzt war, gab es viel Gerede darum, dass Paris als Zentrum der Mode am Ende sei. Ich wollte mich mit dem dauerhaften Fall von Paris ebenso wenig abfinden wie General de Gaulle“, schrieb Carmel Snow, die frankophile Chefredakteurin des New Yorker Modemagazins „Harper's Bazaar“. Sie kam nach der Landung der Alliierten in der Normandie nach Frankreich. Sie wollte der Modebranche Mut zusprechen und gab dem großen Fotografen Henri Cartier-Bresson, der sie begleitete, den Auftrag, für die Zeitschrift ein Porträtfoto des von ihr bewunderten Christian Dior aufzunehmen. Von dieser Stunde an kannte ihn die Modewelt.

Wie vereinbar ist Haute Couture mit den Gräueln des Zweiten Weltkriegs? Auch vor 1945 funktionierte der Betrieb im Herzen des Pariser Modebezirks. Dem eigenen Selbstverständnis nach war man nach wie vor die Inspiration für die gesamte Modewelt, auch in einem besetzten Land. Die Deutschen hatten, was Mode betrifft, einen derartigen Minderwertigkeitskomplex gegenüber Paris, dass sie den Couturiers aus der Hand fraßen. Diese wieder entpuppten sich zum Teil als schamlose Kollaborateure. Es gab sogar Pläne, die gesamte Branche nach Berlin zu übersiedeln. Die „New York Times“ war im Jänner 1945 entsetzt darüber: sich in diesen Zeiten von Paris inspirieren zu lassen, bedeute, „auf die exaltierten Psychosen einer Stadt einzugehen“.

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