Pizzicato

Rasputin und Borys Johnsoniuk

Alexander Boris de Pfeffel Johnson zögert seinen Abgang hinaus, um wenigstens die Amtszeit von Vorgängerin Theresa May zu überflügeln

Pause im Machtdrama in der Downing Street: Boris Johnson zog sich auf den Wochenendlandsitz Chequers zurück, wo der Partygate-Premier nun nicht die Hochzeitsparty mit allem Brimborium schmeißen wird, die im Vorjahr nur im intimen Rahmen über die Bühne gegangen ist. Der Premier auf Abruf, ein Aficionado der Antike, sinnt auf Rache gegen die „Brutusse“: die Ex-Minister Rishi „Dishy“ Sunak und Sajid Javid, die ihm quasi den Todesstoß versetzt haben, und womöglich auch gegen Nadhim Zahawi, den Neo-Finanzminister aus Stratford-upon-Avon, der Stadt Shakespeares.

Alexander Boris de Pfeffel Johnson zögert seinen Abgang hinaus, um wenigstens die Amtszeit von Vorgängerin Theresa May zu überflügeln. Wie es ein Parteifreund in der BBC formulierte: „Es ist ein bisschen wie der Tod Rasputins. Er wurde vergiftet, auf ihn wurde eingestochen, geschossen, sein Körper wurde in einen eiskalten Fluss geworfen – und er ist immer noch am Leben.“

Im Kreml weinen sie Boris – dem Mann mit den sieben Leben – keine Tränen nach, umso mehr in Kiew. Nach dem Selenskij-Intimus Borys Johnsoniuk ist ein Apfelkuchen benannt, in Odessa eine Straße. Fehlt nur noch ein Denkmal im Stil eines Winston Churchill, seines Idols. Johnson juxte ja einmal, er sei in die Politik gegangen, weil für Journalisten keine Statuen errichtet würden.

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.07.2022)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.