Migration

Steiler Anstieg der Asylanträge: Österreich nur Durchzugsland

Symbolbild: Blick in ein Wohnhaus für Asylwerber
Symbolbild: Blick in ein Wohnhaus für Asylwerber (c) Fabry, Presse
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Die Antragszahlen haben sich im Vergleich zu den Vormonaten verdoppelt, im Vergleich zum Juni 2021 vervierfacht.

Wien. In Österreich gibt es einen fortwährenden Anstieg an Asylanträgen: Mit 8500 Anträgen im Juni hat sich die Zahl im Vergleich zu den Vormonaten verdoppelt (die Zahlen liegen der „Presse“ aus verlässlicher Quelle vor), im Vergleich zum Juni 2021 sogar knapp vervierfacht. Die enorme Antragszahl ist aber keine taugliche Größe, um die Belastung Österreichs zu bemessen, denn: Ein Großteil zieht weiter, manche reisen auch innerhalb von Österreich. Beides sind Gründe für einen Ausschluss aus der Grundversorgung.

Von Jänner bis Juni hat es in Österreich 30.000 Asylanträge gegeben. Dabei wurden im gesamten letzten Jahr 39.000 Anträge verzeichnet. Verantwortlich für die rasante Steigerung sieht das Innenministerium (BMI) die vermehrten Schlepperaktivitäten. „Die konsequente Bekämpfung dieser Form der organisierten Kriminalität führt auch zu vermehrten Aufgriffen von irregulären Migranten. Mehr Kontrollen bewirken mehr Aufgriffe und somit höhere Asylantragszahlen“, erklärt das BMI auf Anfrage der „Presse“.

Asylwerber ziehen weiter

Erst zuletzt wurden 138 Flüchtlinge in einem Railjet von Wien nach Zürich bei Landeck aufgegriffen. Diese Dynamik hat aber nicht abgenommen, im Gegenteil, sie steigt sogar an.

Ein Vergleich: 2018 gab es in einem ganzen Jahr 13.700 Asylanträge, im nächsten Jahr waren es 12.800 und 2020 dann 14.800. Vergangenes Jahr wurden 39.000 Anträge verzeichnet, was aber wohl den Reiserestriktionen aus den Lockdowns des Vorjahres geschuldet sein könnte, vermutet Asylrechtsexperte Lukas Gahleitner-Gertz, der Sprecher und Jurist vom Verein Asylkoordination Österreich ist.

Nimmt man die Zahl der aktuellen Asylanträge von rund 30.000 und vergleicht sie mit jener in der Grundversorgung, zurzeit sind es 17.300, wird ersichtlich, dass ein Großteil wohl weiterzieht. Denn Voraussetzung für die Grundversorgung ist, dass der Asylwerber auch an dem Ort verweilt, wo er untergebracht wurde. „Es ist auffallend, dass die Grundversorgungszahlen sehr stabil bleiben. Sehr viele Menschen ziehen nach Asylantragsstellung in andere Länder weiter“, sagt Gahleitner-Gertz.

Er betreibt Ursachenforschung für Migration: „Marokkaner und Tunesier reisen oft wegen familiärer und sprachlicher Anknüpfungspunkte nach Frankreich weiter.“ Die Community sei dort einfach viel größer. Genauso ist es mit Ländern wie Spanien und Italien, wo es zudem auch wesentlich einfacher ist, Asyl zu erhalten. Es gibt also derzeit eine große Anzahl von Verfahren, aber gleichzeitig auch viele Verfahrenseinstellungen.

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