Zwischentöne

Die tröstliche Funktion der Diva Bartoli als Intendantin

Eine Sängerin als Impresario? In Salzburg ist das zu Pfingsten möglich und sichert finanziellen Erfolg bis in den Sommer hinein.

Nun ist die Wiener Saison wirklich zu Ende gegangen. Dank eines Gastspiels aus Monaco hat sie diesmal etwas länger gedauert als gewohnt. Für einen Star vom Format einer Cecilia Bartoli hält man die Tore der Staatsoper gern ein wenig länger offen. Von der italienischen Koloratur-Diva weiß man, dass sie die Kassen füllt. Auch hierzulande profitiert man seit Langem von der magnetischen Anziehungskraft, die sie dank sprühenden Temperaments und einer unverwüstlichen, sehr speziellen Gesangstechnik aufs Publikum ausübt.

Immerhin darf man sagen, dass die Bartoli die Salzburger Pfingstfestspiele gerettet hat, die eigentlich seit dem Tod des Gründervaters, Herbert von Karajan, nicht mehr Tritt fassen konnten. Einst waren die „Pfingstkonzerte“ das dritte Festival, mit dem die Salzburger ein zahlungskräftiges Publikum in die Stadt locken konnten: Da stand der berühmteste Dirigent seiner Generation dreimal am Pult seiner Berliner Philharmoniker. Das galt dem Publikum, egal, was auf dem Programm stand, allemal als Fest.

Dergleichen magische Anziehungskraft hat seither im Festspielhaus nur noch die Bartoli mit ihren unvergleichlichen Staccato-Salven ausgeübt. Die mittlerweile vollzogene Einheit zwischen Pfingst- und Sommerfestival garantiert volle Häuser – zumindest, solang diese Sängerin als Intendantin fungiert und sich so oft wie möglich selbst engagiert, nicht nur zu Pfingsten, sondern auch anlässlich der Übernahme der Produktionen in den Sommerspielplan.

Wie wichtig diese Kooperation mit Bartolis Festival für die traditionellen Sommerfestspiele in Salzburg ist, beweist die Tatsache, dass die fünf Vorstellungen von Rossinis „Barbier von Sevilla“ mit der Primadonna als Rosina restlos ausverkauft sind, während es buchstäblich für alle anderen Festspiel-Opernproduktionen noch reichlich Eintrittskarten gibt, sogar für die „Zauberflöte“, die einzige Mozart-Oper im diesjährigen Spielplan, auch für den neuen Puccini-Abend mit der in Salzburg zum Weltstar gewordenen Asmik Grigorian, schon gar für Janáček oder das Bartók/Orff-Doppel.

Auch die Staatsoper konnte dank des Bartoli-Gastspiels ihre Bilanz ein wenig aufbessern. Bezeichnenderweise fanden viele Opernfreunde gerade jene Opernvorstellungen als besonders gut gelungen, die nur „halb szenisch“ stattfanden und in denen die Handlung von den ganz und gar von Rossinis Musik inspirierten Sängern so deutlich wie nötig angedeutet wurde. Das ist vielen Musiktheater genug, denn die Betonung liegt dann noch auf der Musik und das garantiert, dass nichts zu sehen ist, was vom Komponisten nicht intendiert war.

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