In Siwersk hört man ständig das Donnern der Artillerie und die meisten Bewohner sind längst weg. Besuch an einem der gefährlichsten Orte der Welt.
„Sie können hier sterben und sollten besser verschwinden“, sagt Hannah ernst, als eine russische Artilleriegranate auf einem Feld hinter ihr einschlägt und eine hellbraune Staubwolke aufsteigt. Die 26 Jahre alte Frau, mit schwarzer Kappe und silbernen Würfelohrringen, ist Rettungssanitäterin. Ihr Arbeitsort ist ein Militärkrankenwagen, der unter einem Baum am Ortseingang von Siwersk steht.
Die 11.000 Einwohner zählende Kleinstadt ist das neue Angriffsziel der russischen Armee, nachdem sie Lyssytschansk und Sjewjerodonezk erobert hat. Siwersk ist für die Truppen Moskaus das letzte große Hindernis auf dem Weg in den zentralen Donbas. Den Verlust von Lyssytschansk und Sjewjerodonezk konnte die Ukraine noch verkraften. Zumal die feindlichen Truppen diese Eroberungen hart erkaufen mussten. Russland verlor im Laufe der vier Monate dauernden Offensive überproportional viele Soldaten und Militärfahrzeuge. Die Ukraine gewann dagegen Zeit. „Das war unsere Taktik“, sagte Serhij Hajdaj, der ukrainische Gouverneur von Luhansk der „Presse“.