Formel 1

Ferrari, zurück in der Spur

Endlich wieder ganz oben: Charles Leclerc jubelte nach verpatzten Wochen über den Erfolg in Spielberg. Es war sein dritter Saisonsieg
Endlich wieder ganz oben: Charles Leclerc jubelte nach verpatzten Wochen über den Erfolg in Spielberg. Es war sein dritter Saisonsieg(c) APA/AFP/JOE KLAMAR
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Ferrari und Charles Leclerc jubelten über den ersten Sieg der Italiener in Spielberg seit Michael Schumacher 2003.

Spielberg/Wien. Charles Lerclerc stieg auf seinen Ferrari, zeigte die Faust und rannte in die Arme seiner Ferrari-Crew. Als unschlagbar zum Leidwesen Zehntausender angereister Niederländer erwies sich Leclerc – und das trotz eines klemmenden Gaspedals in den letzten Runden. Der überglückliche WM-Herausforderer sprengte die Oranje-Party der Fans von Max Verstappen auf dem Red-Bull-Ring. „Das habe ich definitiv gebraucht“, sagte Leclerc.

Dessen Scuderia-Teamkollege Carlos Sainz, triumphaler Gewinner von Großbritannien sieben Tage vorher, schied auf Podestkurs liegend aus. Nur mit Mühe konnte er sich aus dem rückwärts rollenden und brennenden Ferrari retten. Profiteur war auch Rekordweltmeister Lewis Hamilton, der es als Dritter durchaus überraschend auf das Podest in seinem Mercedes schaffte.

Im Klassement büßte Spitzenreiter und Weltmeister Verstappen lediglich sechs Punkte ein. „Der zweite Platz ist aber ein gutes Ergebnis an einem schwierigen Tag“, kommentierte der Niederländer. Sein Vorsprung auf den neuen Zweitplatzierten, Leclerc, beträgt 38 Zähler. Schon auf der Formationsrunde wehte orangefarbener Rauch entlang der nur 4,318 Kilometer langen Strecke. Die Stimmungsmacher aus den Niederlanden verwandelten das Grand-Prix-Wochenende in der Steiermark bereits seit Donnerstag in eine Nonstop-Party – allerdings auch mit äußert unschönen Nebengeräuschen (siehe Artikel rechts).

Ferraris Zittern im Finish

Im Rennen mussten die Verstappen-Fans in ihren orangen T-Shirts dann schnell zittern. In der zwölften Runde zwängte sich Leclerc zum ersten Mal vorbei. Zwei Runden später ließ sich Verstappen die harten Reifen aufziehen und fiel erstmals etwas zurück. Vorn machten Leclerc und Sainz Tempo. Der zweite Red Bull mit Perez dümpelte zunächst am Ende des Feldes nach einer Kollision zu Beginn mit George Russell. Der Mercedes-Fahrer bekam dafür auch noch eine Fünf-Sekunden-Strafe, wovon auch Mick Schumacher (starker Sechster) profitierte.

Schnell wurde es etwas unübersichtlich auf der kurzen Strecke, nachdem ein Teil des Feldes neue Reifen hatte aufziehen lassen, andere nicht. Da die Piloten für die Runde nur eine gute Minute brauchen, sammelten sich immer wieder kleinere Gruppen.

Sportlich unantastbar präsentierte sich Leclerc. Der Monegasse beendete seine Frustwochen mit Pleiten, Pech und umstrittenen Entscheidungen der Teamleitung. 2019 gewann Leclerc zwei Rennen, 2020 gar keines, in diesem Jahr den Auftakt in Bahrain und am 10. April in Melbourne. Binnen weniger Runden schloss er nach seinem Reifenwechsel zu Verstappen auf, mühelos zog er vorbei.

Übersichtlicher wurde das Rennen allerdings nicht. Wegen des Verlassens der Strecke sammelten sich einige Piloten Verwarnungen und auch Zeitstrafen ein, nach 48 Runden war selbst Mick Schumacher auf Rang acht liegend schon überrundet worden. Als dann auch noch der Ferrari brannte, kam es in einem ereignisreichen und kurzweiligen Rennen noch zur virtuellen Safety-Car-Phase. Leclerc klagte nun über Probleme mit dem Gaspedal, brachte seinen Ferrari aber als Erster ins Ziel.

„Das Ende war schwierig, aber die Pace war da. Wir müssen einfach so weitermachen, uns weiter pushen“, sagte ein glücklicher Leclerc, der seine WM-Aufholjagd in zwei Wochen beim GP von Frankreich fortsetzen möchte. Und Leader Verstappen? Der sprach von einem „komplizierten Tag“ in der Steiermark, mit Platz zwei sei er aber zufrieden. „Wir konnten heute nicht gewinnen.“ (ag./red)

Ergebnis GP Spielberg

1. Charles Leclerc (Ferrari)
2. Max Verstappen (Red Bull) 1,532
3. Lewis Hamilton (Mercedes) 41,217
4. George Russell (Mercedes), 5. Esteban Ocon (Alpine) 6. Mick Schumacher (Haas) 7. Lando Norris (McLaren 8. Kevin Magnussen (Haas) 9. Daniel Ricciardo (McLaren) 10. Fernando Alonso (Alpine).

WM-Stand (nach elf von 22 Rennen): 1. Verstappen 208 Punkte 2. Leclerc 170 3. Perez 151 4. Sainz 133

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.07.2022)

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