Bosnien und Herzegowina

Keine Aussöhnung über den Gräbern von Srebrenica

Gebet für die Opfer von Srebrenica.
Gebet für die Opfer von Srebrenica.APA/AFP/ELVIS BARUKCIC
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Am Montag fanden die Gedenkfeiern zum 27. Jahrestag des Genozids statt. Zuvor hatte eine Plakataktion die Angehörigen der Opfer empört.

Über ein Vierteljahrhundert nach Ende des Bosnien-Kriegs (1992–1995) werden in Srebrenica noch immer die Opfer des größten Massenmords in Europa seit Ende des Zweiten Weltkriegs beerdigt. Bei der Gedenkfeier zum 27. Jahrestags des Genozids von Srebrenica wurden am Montag die Überreste von weiteren 50 Todesopfern bestattet. Auf dem Gedenkfriedhof in Potočari sind damit 6721 per DNA-Analyse identifizierte Opfer des Massakers begraben: Mehr als 8300 Männer, darunter auch Buben, sind nach dem Fall der Muslim-Enklave ermordet worden.
Am 11. Juli 1995 nahmen die bosnisch-serbischen Streitkräfte unter Führung von General Ratko Mladić die unter dem Schutz des niederländischen UN-Bataillons Dutchbat stehende Enklave ein. Bis dahin war Srebrenica von Einheiten der bosnischen Muslime – der Bosniaken – gehalten worden.

Nur Frauen und Kinder durften in Bussen Srebrenica verlassen. In systematischen Massenerschießungen wurden hingegen ihre zurückgebliebenen Männer, Väter, Söhne und Brüder ermordet und in Massengräbern in den umliegenden Wäldern verscharrt. Nur wenigen Männern gelang die Flucht aus der von bosnisch-serbischen Kräften abgeriegelten Stadt.
Im Namen ihrer Regierung entschuldigte sich die niederländische Verteidigungsministerin, Kajsa Ollongren, während der Gedenkfeier bei den Angehörigen der Opfer: „Die internationale Gemeinschaft versagte bei dem Schutz der Menschen von Srebrenica.“ Als „Teil dieser Gemeinschaft“ trage auch die niederländische Regierung Verantwortung für „die Situation, in der dieses Versagen geschehen konnte“. Im Juni hatte sich der niederländische Premier, Mark Rutte, bei den damals in Srebrenica stationierten Dutchbat-Soldaten entschuldigt – und damit die Angehörigen der Opfer vor den Kopf gestoßen.

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