Covid-Politik

Schrecken ohne Ende? Omikron-Variante verunsichert Shanghai

FILE PHOTO: COVID-19 outbreak in Shanghai
FILE PHOTO: COVID-19 outbreak in ShanghaiREUTERS
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Die wochenlangen Lockdowns in der Metropole haben der Wirtschaft weltweit schwer zugesetzt.

Die Hoffnung auf eine Verbesserung der Lage nach den wochenlangen Corona-Lockdowns währte nur kurz. Steigende Infektionszahlen und das Auftauchen einer neuen Omikron-Untervariante in Shanghai schüren Ängste vor erneuten Einschränkungen in der Wirtschaftsmetropole. Die größte chinesische Stadt bereitet sich auf eine weitere Massentestkampagne vor, in der sich die Menschen in mehreren Bezirken von Dienstag bis Donnerstag zweimal testen lassen müssen. Bereits in der vergangenen Woche waren angesichts steigender Fallzahlen Massentests angeordnet worden.

Am Sonntag war ein Fall mit einer neuen Omikron-Untervariante BA.5.2.1 bekannt geworden. Die tägliche Zahl der lokal übertragenen Infektionen in Shanghai ist seit dem 5. Juli von einer einstelligen Zahl auf mehrere Dutzend angestiegen, ist jedoch im weltweiten Vergleich noch immer gering. Das Land verfolgt aber eine strikte Null-Covid-Politik, um größere Ausbrüche um jeden Preis einzudämmen.

Yuan und Börsen fallen wieder

Shanghai hatte erst Anfang Juni einen wochenlangen harten Lockdown beendet, der die Wirtschaft schwer belastet hatte. Die Ängste vor erneuten Einschränkungen machten sich am Montag an den Märkten bemerkbar. Die chinesische Währung Yuan gab gegenüber dem Dollar nach, und auch die asiatischen Börsen gingen aus Furcht vor einem Rückschlag für die chinesische Wirtschaft auf Talfahrt. Der Ölpreis sank ebenfalls. „China scheint mit dem Aufkommen leichter übertragbarer Varianten seinen Krieg gegen Corona zu verlieren“, sagte Atilla Widnell, Geschäftsführer des Datenanbieters Navigate Commodities.
Der Hang Seng, ein Aktienindex aus Hongkong, der Festlandpapiere enthält, gab um knapp drei Prozent nach. Vor allem Technologieschwergewichte, Immobilienentwickler und E-Autobauer zog es nach unten. Ursachen gab es freilich mehrere: So haben die Regulatoren Strafen für die Techriesen Alibaba und Tencent für vergangene Transaktionen verhängt. Die starken Eingriffe der chinesischen Zentralregierung in die Firmenpolitik von Technologieunternehmen machen den Marktteilnehmern schon länger Kopfzerbrechen. Dazu gesellte sich die Sorge um den Immobilienmarkt, nachdem Anleihegläuber sich mit dem angeschlagenen Immobilienriesen Evergrande schon wieder nicht auf einen Zahlungsaufschub einigen wollten. Auch gab es Gerüchte, dass ein großes Lithiumunternehmen deutlich überbewertet sein könnte.

Von seinem März-Tief hatte sich der Hang Seng zuletzt erholt. Der jüngste Ausverkauf zeigte aber einmal mehr, dass die Null-Covid-Politik der Regierung und die Unsicherheit rund um den Immobiliensektor große Unsicherheiten für Aktieninvestoren in der Region bereithalten.

Maßnahmen sollen „gezielt“ sein

Mehrere chinesische Städte haben bereits neue Coronabeschränkungen verhängt, die von Geschäftsschließungen bis hin zu Lockdowns reichen, um neue Infektionen einzudämmen. Die Zentralregierung hat erklärt, dass die Maßnahmen so gezielt wie möglich sein müssten, um den Schaden für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt zu begrenzen. Das Risiko einer längeren Sperrung einer Großstadt sei durch frühzeitige Kontrollen verringert worden, urteilte UBS Global Wealth Management. Die Experten erwarten für den Rest des Jahres hauptsächlich Beschränkungen in Form von Mini-Lockdowns, die weniger störend für die Produktion oder Lieferketten wären.

Die chinesische Wirtschaft dürfte heuer ihr jährliches Wachstumsziel von 5,5 Prozent deutlich verfehlen. Dafür gibt es immer mehr Indizien. Am Montag kam etwa die Meldung, dass der chinesische Automobilverband CAAM seine Absatzprognose für Nutzfahrzeuge gesenkt hat. Im Gesamtjahr rechnet die Organisation mit der Auslieferung von 27 Millionen neuen Pkw, Lastwagen und Bussen. Das Wachstum gegenüber dem Vorjahr soll sich auf nur noch drei Prozent belaufen und nicht mehr auf 5,4 Prozent wie bisher prognostiziert. Für chinesische Verhältnisse ist das wenig.

(ag./red.)

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