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Soll Europa für Kiew frieren müssen?

Peter Kufner
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Im Westen wächst mit der Furcht vor dem Winter die Müdigkeit am Krieg in der Ukraine. Antiamerikanismus getarnt als Friedensethik.

Mourir pour Dantzig? Sterben für Danzig?“, fragte im Mai 1939 die französische Zeitung „L'Œuvre“. (Das Blatt führte übrigens vor dem Namenszug den Satz: „Die Dummen lesen ,L'Œuvre‘ nicht.“) Die Leser sollten verstehen: Warum soll Frankreich in den Krieg eintreten, falls Deutschland in Polen einmarschiert? Die Frage zu stellen bedeutete, sie zu verneinen. Dennoch wurde Frankreich in den Krieg hineingezogen – und „L'Œuvre“ machte eine Wendung und sich zu einem Organ der Kollaboration mit den Deutschen.

Die Versuchung, die Ukraine im Stich zu lassen, ist im Blick auf den bevorstehenden Winter mit absehbaren Energiekrisen in Europa groß geworden. Warum sollen wir für „Kiew frieren“? Die Alternative dazu heißt allerdings Kapitulation vor der Aggression – für die Ukraine wie für das übrige Europa. Denn es sollte unterdessen klar geworden sein, dass Wladimir Putins Ziele über die Ukraine hinausreichen. Das ist besonders den Ländern im Osten bewusst, die sich nun als ehemalige Sowjetrepubliken wie die baltischen Länder oder als Mitglieder des Warschauer Pakts unmittelbar bedroht sehen.

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