Wechselkurs

Euro erstmals seit zwei Jahrzehnten auf US-Dollar-Parität gefallen

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Erstmals seit etwa zwei Jahrzehnten ist der Euro wieder genau einen US-Dollar wert. Gründe sind Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und der vergleichsweise zurückhaltende Kampf der Europäischen Zentralbank gegen die hohe Inflation.

Erstmals seit etwa zwei Jahrzehnten ist der Euro wieder genau einen Dollar wert. Dienstag zu Mittag fiel die Gemeinschaftswährung bis auf exakt einen Dollar und sank damit erstmalig seit 2002 auf Parität. Darunter versteht man ein Tauschverhältnis von eins zu eins.

Schon länger steht der Euro an den Finanzmärkten unter Druck. Gründe sind die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, die Europa besonders treffen, und der vergleichsweise zurückhaltende Kampf der Europäischen Zentralbank (EZB) gegen die Inflation.

Die Euroschwäche kommt im jetzigen Umfeld mit vergleichsweise hohen Inflationsraten ungelegen. Denn je niedriger der Wechselkurs der Gemeinschaftswährung ist, desto stärker werden im Verhältnis andere Währungen wie der Dollar. Das führt dazu, dass nach Deutschland eingeführte Waren teurer werden. Die Inflation wird dadurch angefacht.

Verbraucher müssen bei einem sinkenden Eurokurs also noch tiefer in die Tasche greifen, um ihre Lebenshaltungskosten zu stemmen. Vor allem die Energie- und Rohstoffpreise drohen weiter zu steigen.

Anhaltend hohe Inflation könnte drohen

Der deutsche Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hat am Dienstag vor anhaltend hohen Teuerungsraten im Euroraum gewarnt. Die Serie der Inflationsüberraschungen in der Eurozone habe sich zuletzt fortgesetzt, sagte Nagel am Dienstag in einer Rede zum Amtswechsel in der Bundesbank-Hauptverwaltung in Bayern. Denn die Inflationsrate habe auch im Juni höher gelegen als von den meisten Fachleuten erwartet.

"Damit steigt auch das Risiko, dass die Inflation mittelfristig höher bleibt", merkte er an. Die Teuerungsrate im Euroraum war im Juni auf das neue Rekordniveau von 8,6 Prozent nach oben geschossen nach 8,1 Prozent im Mai. Volkswirte hatten mit weniger gerechnet.

Nagel wies angesichts der Rekordinflation auf die Notwendigkeit hin, geldpolitisch gegenzusteuern. "Als EZB-Rat werden wir an unseren Worten und vor allem an unseren Taten gemessen", sagte Nagel. "Wir müssen die Inflation mittelfristig wieder zu unserem Zielwert zurückführen." Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt zwei Prozent Teuerung als optimales Inflationsniveau für die Wirtschaft im Euroraum an. Aktuell liegt die Inflation damit mehr als viermal so hoch. "Das Schiff muss Kurs nehmen in Richtung zwei Prozent Inflation – je nach Bedarf mit mehr oder weniger Tempo", sagte er. Damit werde die angestrebte Inflationsrate wieder erreicht, nicht von heute auf morgen, aber mittelfristig, ergänzte er.

"Gleichzeitig sollten wir nicht verhehlen, dass dies wohl nicht ohne Belastungen verlaufen wird", sagte der Bundesbank-Präsident. Die Finanzmärkte differenzierten aufgrund des geänderten geldpolitischen Ausblicks nun wieder stärker zwischen verschiedenen Risiken. "Ich gehe davon aus, dass diese Preisentwicklungen fundamental begründet sind, solange nicht das Gegenteil belegt ist", merkte er an. Die EZB hatte unlängst angekündigt, rasch die Entwicklung eines neuen Instruments abzuschließen. Mit diesem will die EZB gegen eine unerwünschte Ausweitung der Anleihe-Renditeunterschiede (Spreads) vorgehen, was sie zumeist als "Fragmentierung" bezeichnet. Nagel will seine Zustimmung zu dem neuen Werkzeug davon abhängig machen, wie dessen Konditionen gestaltet werden.

(APA)

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