Bundespräsidentschaftswahl

Ein Volksanwalt für Herbert Kickl

NATIONALRAT: ROSENKRANZ
NATIONALRAT: ROSENKRANZAPA/ROLAND SCHLAGER
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Die Freiheitlichen nominierten Walter Rosenkranz zu ihrem Kandidaten für die Hofburg. Die Entscheidung hatte Herbert Kickl getroffen – und bis zum Schluss kaum jemanden anvertraut.

Als sich die hochrangigen Freiheitlichen am späten Dienstagnachmittag in die Online-Sitzung einwählten, konnten die meisten von ihnen nur spekulieren: Will am Ende wirklich die Juristin Susanne Fürst antreten? Soll womöglich die Abgeordnete Petra Steger kandidieren? Oder wird es doch eine Überraschung geben?

Parteichef Herbert Kickl hatte für 17 Uhr zu einer Präsidiumssitzung geladen. Relativ kurzfristig, mit 24 Stunden Vorlaufzeit, und virtuell. Das Gremium sollte den offiziellen Kandidaten der FPÖ für die Bundespräsidentschaftswahl küren. Oder, richtiger, abnicken. Denn Kickl hatte die Entscheidung im kleinsten Kreis gefällt. Und mit kaum jemanden in der FPÖ besprochen. Bis an diesem Dienstagnachmittag eben: Kickl schlug dem Präsidium Walter Rosenkranz vor, derzeit Volksanwalt und früher geschäftsführender Klubchef der FPÖ. Das Gremium nominierte ihn einstimmig zum Hofburg-Kandidaten. „Das Bundesparteipräsidium war bis auf ein Mitglied vollzählig. Wir freuen uns auf den Wahlkampf“, teilte Kickl später via Aussendung mit.

Stimmung nicht euphorisch

Tatsächlich dürfte die Stimmung aber eher verhalten und nicht euphorisch gewesen sein, hieß es im Nachhinein aus der Partei. Allerdings nicht wegen Rosenkranz. Mit dem Kandidaten dürften die meisten in der FPÖ zufrieden sein. Er sei „ideologisch gefestigt“, aber beim Thema Impfung nicht so wissenschaftsfeindlich wie Kickl. „Charmant und skandalfrei“, titelte die Austria Presseagentur am Abend.


Kickls Umgang mit der Entscheidungsfindung sorgte aber in Teilen der Partei für Unmut. Seine Parteikollegen wunderten sich schon darüber, welches Geheimnis er daraus machte. Über Kandidatinnen und Kandidaten wurde intern ohnehin nicht breit diskutiert.
Aber selbst der Termin für die Präsidiumssitzung wurde lang nicht kommuniziert. Kickl kündigte zwar vor einer Woche medial an, dass die Entscheidung „rund um den 9. Juli“ fallen werde. Aber dann warteten die Freiheitlichen tagelang auf die Information, ob ein Treffen stattfindet – oder nicht. Erst spät machte Kickl öffentlich, dass er sich von einem Hörsturz erholen müsse.


Zumindest in einem Punkt waren sich von Anfang an alle einig: Die Partei muss auf jeden Fall bei der Bundespräsidentschaftswahl antreten. Kickl nannte es eine „patriotische Pflicht“, der Bevölkerung eine Alternative zu Präsident Alexander Van der Bellen zu bieten. Die Frage war eben nur, wer diese Alternative sein möchte. Der Dritte Nationalratspräsident, Norbert Hofer, winkte jedenfalls schon frühzeitig ab. Noch einmal wollte er gegen Alexander Van der Bellen nicht antreten – und verlieren.
Kickl nannte daraufhin immer wieder die Abgeordnete Susanne Fürst als „heiße Aktie“ für die Wahl. Ob sie wirklich kandidieren wollte, wurde lange in der Partei bezweifelt. Laut der Zeitung „Österreich“ sagte „Krone“-Kolumnist Tassillo Wallentin Kickl am Montag ab.

Bei sechs von 13 Wahlen dabei

Nun kandidiert also Rosenkranz für die Freiheitlichen. Der 59-jährige Jurist aus Niederösterreich wird am Mittwoch offiziell präsentiert. Er ist damit der sechste Kandidat der FPÖ bei einer Hofburg-Wahl – bei insgesamt 13 Wahlen in der Zweiten Republik. Am erfolgreichsten war Hofer, der im langen Wahlkampf 2016 im ersten Durchgang 35 Prozent erhielt, und bei der Stichwahl auf 46 Prozent kam.
Bei den anderen Wahlkämpfen waren die Freiheitlichen weitaus weniger erfolgreich: Im Jahr 1980 wählten knapp 17 Prozent Willfried Gredler. Und auch Heide Schmidt erhielt 1992 nur rund 16,4 Prozent der Stimmen. 2010 stand für die FPÖ übrigens auch der Name Rosenkranz am Stimmzettel: Barbara Rosenkranz (die beiden sind nicht verwandt) erhielt 15,24 Prozent der Stimmen.

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