Bundespräsidentschaft

Rosenkranz will keinen "Brutalo-Wahlkampf" führen, aber siegen

FPÖ-Chef Herbert Kickl wählte Rosenkranz wegen seiner "politischen Erfahrung".
FPÖ-Chef Herbert Kickl wählte Rosenkranz wegen seiner "politischen Erfahrung".APA/TOBIAS STEINMAURER
  • Drucken

Am Mittwoch gab Walter Rosenkranz offiziell seine Kandidatur als Bundespräsident bekannt. Er möchte „unser Österreich zurückholen“, ohne Corona-Maßnahmen, Teuerung und vielleicht auch ohne EU.

„Holen wir uns unser Österreich zurück“, prangt in großen Lettern hinter Herbert Kickl und Volksanwalt Walter Rosenkranz. Der FPÖ-Chef präsentiert den Freiheitlichen Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl. „Eine Krise jagt die nächste. Die Lage wird jeden Tag gefährlicher und unübersichtlicher“, sagt Kickl einleitend. Die Regierung spiele die Bevölkerung in der Corona-Krise gegeneinander auf. Der Wohlstand, den Generationen aufgebaut hätten, sei durch die Teuerung gefährdet. Auch die Neutralität stehe zu Unrecht auf dem Spiel. Durch „durchlässige Grenzen“ würden immer mehr Asylwerber nach Österreich drängen.

Der Regierung wirft Kickl vor, gegen die Bevölkerung zu arbeiten. Die Opposition würde mit ihrer Mehrheit vieles ermöglichen, das sonst nicht auf den Weg gebracht werden könne. Die Parteien seien mittlerweile zu einer „Ampelpartei“ verschmolzen. In der Mitte säße der Bundespräsident, der „schweige“, wenn es darum gehe, für die Menschen in Österreich einzutreten. Die FPÖ hingegen stehe „auf der Seite der Bevölkerung“. Man habe in der Krise bessere Instrumente zu bieten, als die anderen Parteien. Die Botschaft laute: „Es geht auch anders, es geht auch besser“.

„Du bist ein Jäger, lieber Walter“

Daher brauche es ein seriöses Gegenangebot zur politischen Elite. Das sei Walter Rosenkranz. „Lieber Walter, du bist im besten politischen Alter“, richtet Kickl das Wort an den Volksanwalt. Rosenkranz habe sein Können bereits als Klubobmann unter der „besten Regierung“ unter Beweis gestellt. Diese sei von Van der Bellen gesprengt worden, ruft Kickl ins Gedächtnis. Er sei gespannt, wie sich dieser in einem TV-Duell im Angesicht der neuen Konkurrenz schlage.

„Du bist ein Jäger, lieber Walter“, betont Kickl und nennt noch weiter Hobbys des Kandidaten, wie das Gitarrespielen. Er betone das deswegen, weil Rosenkranz „mit beiden Beinen im Leben“ stehe. Er übe „hautnahe“ Politik aus, sei „ganz nahe an der Bevölkerung“ dran. Dies habe er bereits bei diversen Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen dargestellt. Rosenkranz sei „ein Freiheitlicher mit Leib und Seele“ und beweise in seiner Funktion als Volksanwalt, dass er sich „für jeden einsetzt und starkmacht“. Außerdem sei er ein „leidenschaftlicher Parlamentarier“.

Auf die Frage, warum keine der im Vorfeld gehandelten FPÖ-Frauen als Kandidatin antritt, hat Herbert Kickl eine klare Antwort. Walter Rosenkranz habe die „notwendige, politische Erfahrung“. Diese sei letztlich ausschlaggebend gewesen.

„Weiß, wo den Menschen der Schuh drückt“

Rosenkranz ist am Wort und lobt einleitend die Szenerie der Pressekonferenz mit Blick auf die Donau, dabei zitiert er Grillparzer. Anschließend folgt ein Dank an Rosenkranz' Frau, die ihn in seiner Entscheidung bestärkt habe. Es seien „besondere Zeiten“, die wir gerade erleben. Tagtäglich würden Hoffnungen von der österreichischen Politik enttäuscht. Die Menschen hätten aktuell verschiedenste Ängste und das zurecht.

Als Volksanwalt sehe Rosenkranz, „wo den Menschen der Schuh drückt“. Unter anderem sei das ein Gefühl der Ohnmacht während der Coronapandemie gewesen, die Freiheit sei abhandengekommen. Die Menschen hätten das Vertrauen in den Rechtsstaat verloren. Das zeige sich auch aktuell etwa im Wiener Sonderweg bei der Maskenpflicht.

Bei etlichen Demonstrationen habe er bisher gesehen, dass die Mehrheit der dort anwesenden Menschen friedlich sei. Sie würden sich bloß eine bessere Zukunft für sich und ihre Kinder wünschen. Gerade die Kinder und Jugendlichen seien es auch, die „in den letzten Jahren weggesperrt“ worden. Daher müsse man den Fokus darauf setzen, ihnen Chancen zu ermöglichen.

„Will keinen Brutalo-Wahlkampf führen“

Seine Kandidatur stelle Rosenkranz unter das Motto: „Holen wir uns unser Österreich zurück“. In erster Linie gehe es ihm dabei um die Freiheit. Darunter fällt die Impfpflicht und das Covid-Maßnamensgesetz. Wer daran heute noch festhalten will, habe nicht die Absicht zur alten Normalität zurückzukehren, stellt Rosenkranz fest. Durch die Teuerung sei die soziale Sicherheit gefährdet. Auch das Infragestellen der Neutralität sei ein „Einschnitt“. Sie sei von der Regierung „leichtfertig“ aus der Hand gegeben worden.

Solche Zustände würde er als Bundespräsident „nicht durchgehen lassen“, betont Rosenkranz. Das Staatsoberhaupt sei „das Band der Demokratie“. Die Verbindung zwischen Politik und Bürgern in Österreich habe aber in den letzte Jahren massiv gelitten. „Ich kämpfe, weil ich unser Österreich zurückhaben will, so wie wir es lieben gelernt haben“, hält Rosenkranz fest. Er werde „dafür kämpfen, entschlossen, mit klaren Worten und mit deutlicher Kritik“. Aber auch anerkennende Worte werde es geben, für jede, die „einen Beitrag leisten wollen“.

„Unser Österreich“ ist für Rosenkranz offenbar nicht allzu eng mit der Europäischen Union verbunden. Es gebe „etliche respektable Länder in Europa“, die auch ohne eine Mitgliedschaft gut auskommen würden.

Partei und Amt streng getrennt

Seine Parteizugehörigkeit und das Amt des Bundespräsidenten würde er jedenfalls streng trennen, betont Rosenkranz. Er werde zu keinem Parteitag der FPÖ im Wagen des Bundespräsidenten fahren und umgekehrt. Hinsichtlich seiner Ziele im Wahlkampf zeigt sich Rosenkranz zuversichtlich. Er rechne mit einem langen Wahlkampf, wäre aber auch froh, wenn er bereits „im ersten Wahlgang gewählt“ werde. Um konkrete Zahlen zu nennen, wünscht er sich „50 plus 1“.

Rosenkranz werde jedenfalls, „keinen Brutalo-Wahlkampf führen“, hält er fest, aber auch keinen „Jux- oder Spaßwahlkampf“. Er stehe vor Österreich als „echter Freiheitlich und als echter Patriot“. Abschließend wählt er seine Worte pathetisch: „Es lebe die Republik Österreich“. Passend dazu überreicht ihm seine Frau einen riesigen Strauß mit rot-weißen Rosen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Kommentar

Walter Rosenkranz, der Konzertgitarrist am Ballermann

Die FPÖ – doch mehr als Herbert Kickl? Eher nein.
NATIONALRAT SONDERSITZUNG BVT - AFFAeRE: ROSENKRANZ / KICKL
Morgenglosse

Walter Rosenkranz, die vielleicht sicherste Wahl für Herbert Kickl

Walter Rosenkranz ist in der Partei angesehen - es hätte riskantere Kandidat(innen) für die Hofburg gegeben. Eine breite Debatte wäre für die FPÖ wohl trotzdem gut gewesen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.