Wifo-Prognose

Treibhausgasemissionen dürften heuer leicht sinken

APA/ROLAND SCHLAGER
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Auch für 2023 wird ein Rückgang der Emissionen in Österreich prognostiziert. Mit dem bisherigen Trend kann die Klimaneutralität bis 2040 allerdings nicht erreicht werden.

Trotz des für heuer prognostizierten Wirtschaftswachstum von 4,3 Prozent dürften die Emissionen in Österreich dieses Jahr um 1,8 Prozent und kommendes Jahr bei schwächerer Konjunkturlage um weitere 1,1 Prozent sinken. Das berichtet das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo. Mit dem jetzigen Pfad ist eine Klimaneutralität bis 2040 demnach nicht drin.

Würde der bisherige Trend fortgeschrieben, sei das geschätzt wohl erst bis etwa 2065 oder 2070 möglich, sagte Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr. Insgesamt gehen die Emissionen seit etwa 15 Jahren durchwegs leicht zurück. Im Zuge der Covid-19-Pandemie gingen die wirtschaftliche Aktivität und die Mobilität zurück, weshalb auch die Treibhausgasemissionen 2020 im Vergleich zum Jahr 2019 deutlich gesunken sind. Und zwar dem Umweltbundesamt zufolge um 7,7 Prozent auf 73,6 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente.

„Wir sind nicht auf dem richtigen Pfad"

Größte Baustelle waren und sind weiterhin die Transportemissionen - obwohl die extrem hohen Energiepreise 2022 und 2023 erwarten lassen, dass die Ausstöße im Transportsektor gedämpft wachsen werden.

Mit der neuen vierteljährlichen Wifo-Analyse ("'Beyond GDP'-Indikator") will das Wirtschaftsforschungsinstitut Felbermayr zufolge allen Akteuren von der Politik über die Wirtschaft und NGOs bis zur Zivilgesellschaft sagen: "Schaut's her, da sind wir nicht auf dem richtigen Pfad - bei den Transportemissionen schon gar nicht. Das soll den Akteuren in Österreich und der EU zeigen, dass Instrumente, die wir schon kennen oder anwenden, mit mehr Nachdruck umgesetzt werden müssen." Werden Klimaziele bis 2030 nicht erreicht, wird das durch nötigen Zertifikatekauf für die Volkswirtschaft sehr teuer, warnte Felbermayr.

Wifo ist für CO₂-Bepreisung

Weil die Transportemissionen so hoch sind, wird das Wifo im Herbst "einfordern, dass die CO₂-Bepreisung trotz der hohen Treibstoffpreise kommt - obwohl es da politisch Widerstand geben wird. Das Wifo ist dafür", sagte Felbermayr. Mit der Verschiebung sei man nicht zufrieden. In den aktuellen Untersuchungsergebnissen ist die CO₂-Bepreisung noch nicht eingerechnet. Ein allzu großer Effekt ist laut Mark Sommer vom Wifo aber auch nicht anzunehmen.

Für die Erreichung der Klimaziele ist es notwendig, die wirtschaftspolitisch angestrebte Steigerung von Wertschöpfung und Beschäftigung vom Materialverbrauch und klimaschädlichen Treibhausgasemissionen zu entkoppeln, so das Wifo. Das sei in Österreich bisher in nur bescheidenem Umfang gelungen.

Das gemeinsame Ziel der EU-Mitgliedsländer, die Treibhausgasemissionen gegenüber 2005 um 55 Prozent bis 2030 zu senken, und das im Regierungsprogramm definierte Ziel der Nettotreibhausgasneutralität für das Jahr 2040 seien ambitioniert. Sie sind allerdings nur mit Maßnahmen erreichbar, die einerseits kurzfristig und andererseits strukturell wirken. "Damit diese Ziele in Reichweite bleiben, müssen sie so bald wie möglich in zeitliche und sektorale Zwischenziele heruntergebrochen werden und mit entsprechenden Maßnahmen hinterlegt werden", sagte Wifo-Umweltökonomin Claudia Kettner.

(APA)

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