Konzertkritik

The Killers in der Stadthalle: Feuerfontänen und enge Hosen mit Schlag

(c) robloud/The Killers
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Die Rockband aus Las Vegas zündete in der fast ausverkauften Wiener Stadthalle Konfettikanonen und alte Hits. Gut, nur Sänger Brandon Flowers wirkte etwas schaumgebremst.

So richtig locker wurde The-Killers-Sänger Brandon Flowers am Dienstagabend erst beim vorletzten Lied. Für dieses hatte er einen Fan auf die Bühne geholt, der Drummer Ronnie Vannucci kurz am Schlagzeug ersetzen durfte. Dieser Fan also, Timo, vielleicht Anfang 20, preschte enthusiastisch durch „For Reasons Unknown“. Ein winziges bisschen schneller, als es Vannucci getan hätte. Flowers hechelte – und lächelte breit.

Beim letzten Song hatte er nicht mehr viel zu tun. „Mr. Brightside“ sangen die Zuschauer in der fast ausverkauften Wiener Stadthalle Zeile für Zeile mit. Diese Hymne von 2004, übrigens die Debütsingle der Band, fasst eine typische Gefühlslage der Nullerjahre schön zusammen: Man ist leidenschaftlich, hat dabei aber ein schlechtes Gewissen und hegt den Wunsch, vernünftiger zu sein. Damals trug Flowers noch Lidstrich. In Wien trat er in einem dunklen, glänzenden Anzug auf: Schlaghosen, oben hauteng (nichts spannt so schön über Oberschenkel wie Satin). Ein Sakko mit Western-Applikationen. Ein bisschen wie bei Elvis.

„Ich kann nicht so einen Anzug tragen und keinen Countrysong singen“, sagte Flowers in der Mitte des Konzerts. Er intonierte ein Cover von Joy Divisions „Shadowplay“, das sich langsam steigerte. Am Post Punk wie bei Joy Division orientierten sich die sogenannten „The-Bands“ der Nullerjahre (The Strokes, The Hives, The Darkness, The Libertines etc.). The Killers gehörten zu diesem Hype, hatten aber immer eine Sonderstellung: Die Mormonen aus dem Sündenpfuhl Las Vegas, in deren Texten die Worte Gott und Beten fallen, und die trotzdem zur Selbstironie fähig sind. Ein bisschen sauber, ein bisschen dreckig. Ohne Scheu vor großen Gesten. In die Stadthalle kam die Band mit drei Background-Sängerinnen und Papier-Konfetti-Kanonen, die vor allem bei den „altern Hadern“ abgeschossen wurden. Vor der Zugabe wurden Feuerfontänen gezündet.

(c) robloud/The Killers

Auf dem aktuellen Album „Pressure Machine“ (2021) erzählt Flowers in der Tradition eines Bruce Springsteen in elf ruhigen Songs Geschichten aus der Provinz in Utah. Dort wuchs er auf, ehe er nach Las Vegas ging, um dort eine schillernde Rockband zu gründen. Wenig ist auf dem Album übrig von der Schärfe und Zackigkeit der Nullerjahre.

Das Publikum wollte lieber die rasanten, alten Songs hören. Wirkte Flowers wegen dieser unterschiedlichen Wunschvorstellung lange schaumgebremst? Oder lag es es am Alter? Nach dem Hit-Doppel „Human“ und „Somebody Told Me“ (die Synthies gingen im krachenden Sound der Stadthalle leider unter) brauchte der 41-jährige Sänger eine kleine Verschnaufpause. Die Zuschauer, viele in den Dreißigern oder Vierzigern, wohl auch. Die Corona-Jahre seien hart gewesen, hatte Flowers zu Beginn erzählt, und dann (auf Deutsch) ein versöhnliches: „Wir sind am Leben!“ hinterhergeschickt. Wie wahr.

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