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Gaskrise

Geht alles gut, schadet der Krieg dem Klima nur kurz

Heuer und im nächsten Jahr werden Europas Emissionen um fünf Prozent steigen (Archivbild aus Belchatow in Polen).
Heuer und im nächsten Jahr werden Europas Emissionen um fünf Prozent steigen (Archivbild aus Belchatow in Polen).REUTERS
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Die Rückkehr der Kohle treibt Europas Emissionen in die Höhe. Doch der Krieg beschleunigt auch die grüne Wende, sagen Forscher. EU-Klimaziele bleiben erreichbar.

Wien. Es ist eine kleine Frohbotschaft, die das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo am Mittwoch überbracht hat: Nach dem fünfprozentigen Anstieg der Treibhausgas-Emissionen im Vorjahr wird der CO2-Ausstoß des Landes heuer und im kommenden Jahr um 1,8 beziehungsweise 1,1 Prozent sinken, sagen die Ökonomen in ihrer ersten Treibhausgas-Schnellschätzung. Die Gründe dafür sind freilich weniger erfreulich: Heuer spielt Österreich die Witterung in die Karten, da ein milderer Winter erwartet wird als 2021. Und im kommenden Jahr steht der Wirtschaft ein schwerer konjunktureller Dämpfer bevor, der die Emissionen nach unten drücken wird.

Dennoch, verglichen mit dem Rest Europas sind die Aussichten gar nicht so schlecht. Denn seit Russland in der Ukraine einmarschiert ist und sich viele EU-Staaten mit einem Rückgriff auf klimaschädliche Kohle und Flüssiggas (LNG) die Energieversorgung sichern, wächst die Sorge, der Krieg könne die EU von ihrem Pfad in Richtung Klimaneutralität bis 2050 abbringen. Allein die Verlängerung des Betriebs der deutschen Kohlekraftwerke wird die CO2-Emissionen der Bundesrepublik im Stromsektor 2023 um ein Fünftel steigern, geht aus Daten der Analysefirma Icis hervor. In Summe würden Europas Treibhausgasemissionen heuer und im kommenden Jahr aufgrund der Umstellung in der Energieversorgung um jeweils fünf Prozent ansteigen, heißt es.

Doch die Forscher sind zuversichtlich, dass es sich dabei nur um kurzfristige Effekte handeln könnte und die EU am Ende der Dekade nicht mehr Emissionen in die Atmosphäre geblasen haben wird als ohne den Krieg. „Die Krise kann auch eine Chance sein, weil eine schnellere Klimawende die Abhängigkeit von Öl und Gas verringern könnte“, sagt etwa Ottmar Edenhofer, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, zur „Presse“. „Die Gasmangellage darf uns von der Herausforderung der grünen Transition nicht ablenken“, betont auch Wifo-Chef Gabriel Felbermayr. Die notwendigen gesetzlichen Grundlagen dafür haben die europäischen Politiker in den vergangenen Wochen jedenfalls geschaffen.

Europas Energie-Doppelstrategie