Ab 32,5 Grad

Neue App hilft bei Hitzefrei-Nachweis am Bau

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Die App sendet ein Warnsignal, sobald die Temperaturen bei der nächstgelegenen Messstelle 32,5 Grad Celsius erreichen. Ab diesem Wert können Bauarbeiter Hitzefrei bekommen.

Bauarbeiter können ab 32,5 Grad im Schatten Hitzefrei bekommen. Bisher war der Nachweis dafür schwierig. Der Gewerkschaft zufolge gelten die jeweils aktuellen Werte der nächstgelegenen Messstelle der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (Zamg), zu denen bis dato nur Arbeitgeber Zugang hatten. Nun gibt es eine Hitze-App, die das ändern soll. Gewerkschaft Bau-Holz (GBH), der Arbeiterkammer (AK) und Global 2000 stellten sie am Mittwoch vor.

Der Arbeitgeber muss Hitzefrei anordnen. Rechtsanspruch gibt es derzeit nach Angaben der GBH keinen. Der Richtwert von 32,5 Grad laut Zamg ist für die Baufirmen auf der Website der Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse (BUAK) abrufbar. Bei Anwendung der Hitzeregelung gibt es eine Entgeltfortzahlung von 60 Prozent für die Beschäftigten. Diese 60 Prozent plus 30 Prozent Lohnnebenkosten würden dem Arbeitgeber zur Gänze von der BUAK refundiert, erklärte die Gewerkschaft. Somit entstünden den Betrieben "keine Kosten".

Geht um Stunden, nicht Tage

In Summe gehe es um wenige Stunden, welche pro Jahr Hitzefrei anfielen, nicht um Tage. Denn 32,5 Grad Celsius würden meist erst zu Mittag oder am Nachmittag erreicht. "Zu diesem Zeitpunkt haben die BauarbeiterInnen bereits bis zu acht Stunden lang schwer gearbeitet", meint die Gewerkschaft.

Entwickelt hat die App die GBH gemeinsam mit der Umweltschutzorganisation Global 2000 sowie dem Digitalisierungsfonds der AK. Über das Handy wird eine "Echtzeit-Schnittstelle" zur nächstgelegenen Messstelle der Zamg hergestellt und ein Warnsignal auf die App übermittelt, sobald die 32,5 Grad Celsius erreicht sind.

Ab November: Kälte-App

Das gewährleiste zu 100 Prozent, dass auch die gesetzlichen Anspruchsvoraussetzungen für Schlechtwetterentschädigung erfüllt seien. "Damit wissen alle Beschäftigten, ob die Möglichkeit auf Hitzefrei besteht", teilte die Gewerkschaft mit. Geregelt ist das im Bauarbeiter-Schlechtwetterentschädigungsgesetz (BSchEG).

In den Wintermonaten - ab 1. November - stelle sich die App von einer "Hitze-App" auf eine "Kälte-App" um und informiere die BauarbeiterInnen, sobald minus 10 Grad Celsius erreicht werden. Hier gilt das dasselbe wie für die 32,5 Grad im Sommer.

Klimawandel erfordert Adaptierung in Arbeitswelt

Durch den Klimawandel gebe es immer mehr Hitzetage. Immer heißere und längere Sommer erforderten auch in unserer Arbeitswelt Adaptierungen, sagte die politische Global-2000-Geschäftsführerin Agnes Zauner. "Es braucht den Willen zur Veränderung. Die App soll ein Beitrag zu diesem wichtigen ersten Schritt sein."

AK-Präsidentin Renate Anderl bekräftigte diese Ansicht. "Wir sind schon mittendrin in der Klimakatastrophe. Die Politik ist gefordert, endlich wirklich wirksame Maßnahmen dagegenzusetzen, und zwar rasch." Menschen, die unter extremer Hitze - aber auch extremer Kälte - arbeiten, müssten geschützt werden, betonte sie. "Mit der App schaffen wir Bewusstsein bei unseren Bauarbeitern und geben allen Beteiligten mehr Sicherheit", ergänzte GBH-Bundesvorsitzender Josef Muchitsch.

(APA)

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