Albertina

Diese Kunst ist zu frisch, um sie zu vergessen

Dagmar und Manfred Chobot haben ihre Privatsammlung der Albertina geschenkt, jetzt wird sie in einer großen Ausstellung gezeigt. Nostalgisches Wiedersehen mit früheren Stars der heimischen Kunstszene? Oder Startschuss für ihre Renaissance?

Wenn der Kasperl experimentiert, dann endet es derb, bunt und grotesk. Wenn er auf dem Klo hockt, muss man lachen, wenn man ihn auf dem elektrischen Stuhl sieht, ist man verstört. Dazwischen hängen die Brüste, spritzt das Ejakulat. Wie enthemmt wirken die Farbzeichnungen Franz Ringels, aus dem Dunkel des Unbewussten geschöpft und doch taghell in ihrer rotzfrechen Lebenskraft. Klar, das ist Art Brut, von Dubuffet inspiriert, aber mehr noch von den Künstlern aus Gugging. Eben typisch österreichisch, skurril hingeraunzt wie ein Gedicht von H. C. Artmann.

Ringel war einer dieser heimischen Künstler, die in ihrer Kindheit den Krieg erlebten und sich später mit dem heftigen Strich des Pinsels oder dem harten Schlag des Meißels von ihren Traumata befreiten. Sturschädel, die sich trotzig fernhielten von allen Moden – dem abstrakten Informel der internationalen Moderne, den hübschen Parallelwelten des Fantastischen Realismus und den Happenings der Wiener Aktionisten. Kraftvolle Stimmen wie jene von Alfred Hrdlicka oder Adolf Frohner, die posthum kaum nachhallen. Einst bekannte Namen, die sachte ins Vergessen gleiten. Dazu Solitäre wie Fritz Martinz oder Othmar Zechyr, die Wege schlugen, die längst zugewuchert sind. Zu Recht? Zu Unrecht? Zum Endlich-Wiederentdecken?

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