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Mitreden: Unfreundlich und stolz darauf?

In einem „Expat-Ranking" erhält Österreich in vielen Bereichen gute Bewertungen. Allerdings wird den Bewohnern auch attestiert unfreundlich und unnahbar zu sein. Können wir uns das angesichts des Fachkräftemangels noch leisten? Diskutieren Sie mit!

Mit „Expat-Rankings" ist das so eine Sache. Oft leben sogenannte Expats in ihrer eigenen, gut verdienenden, Blase. Die Rede ist von hochqualifizierte Fach- oder Führungskräften, die sich meist für einen begrenzten Zeitraum und im Rahmen einer Auslandsentsendung auswärts aufhalten. Diese Expats bewerten jährlich bei der "Expat Insider Studie 2022" die Lebensqualität an ihren aktuellen Wohnorten. Österreich landete dabei im Mittelfeld, obwohl es in vielen Bereichen ausgezeichnet abschneidet. Beim Gesundheitssystem oder der Umwelt zum Beispiel, oder auch beim öffentlichen Verkehr. Auch im Bereich Lebenserhaltungskosten schneidet Österreich überdurchschnittlich ab.

Ein Spitzenplatz wäre also durchaus möglich gewesen, wäre da nicht der Punkt „Freundlichkeit“. 41 Prozent beschrieben in der Umfrage die ansässige Bevölkerung als unfreundlich, fast ein drittel fühlt sich überhaupt nicht willkommen. Außerdem sei es schwierig, Freunde zu finden, sagen viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Mit diesen Ergebnissen wird Österreich als zweitunfreundlichstes Land in der Rangliste ausgewiesen.

Ein weiterer Kritikpunkt der Expats, der auffällt: Die Aufstiegschancen seien hierzulande beschränkt, weil sich Österreicher viele Stellen „unter sich“ ausmachen würden.

Da könnte man jetzt also viele Witze über den „Wiener Grant" machen und auch noch stolz drauf sein (was in den Sozialen Netzwerken auch prompt passierte - „Platz 2 bei der Unfreundlichkeit, das geht noch besser ...“, war da zu lesen). Man könnte über das alles philosophieren. Oder man könnte das Ranking ganz generell in Frage stellen, landete doch Mexiko mit seiner hohen Kriminalitätsrate auf Platz eins.

Man könnte sich aber auch einmal ernsthaft fragen, was es mit diesem Gefühl, in Österreich nicht willkommen zu sein, auf sich hat. Denn: Dass es hierzulande einen Fachkräftemangel gibt, ist schon längst nicht mehr zu übersehen. Dass es diesen auch in anderen EU-Ländern gibt ist auch kein Geheimnis. Nicht umsonst blicken immer mehr Unternehmen mittlerweile bei der Personalsuche über die EU-Grenzen hinaus. Es wird also einen „Kampf um die besten Köpfe“ geben, dem sich Österreich wohl nicht entziehen kann. Ein Spitzenplatz im „Expats-Ranking“ wäre da zumindest kein Fehler.

(sk)

Diskutieren Sie mit: Österreich wurde von Expats zu einem der unfreundlichsten Ländern der Welt „gekürt“. Woran liegt das? Können Sie diese Bewertung nachvollziehen? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Und: Was müsste sich ändern?

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