Suchtmittelkriminalität

Drogenhandel verlagert sich zunehmend ins Internet

APA/AFP/FRED TANNEAU
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Das Problem der „Cyberdealer" hat sich massiv verschärft. Die Zahl der angezeigten Suchtmitteldelikte ist 2021 zurückgegangen.

Rund 200 Menschen sind im vergangenen Jahr in Österreich an den Folgen von Suchtmittelkonsum gestorben. Das „schmutzige Geschäft“ mit den Drogen - wie Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) es am Donnerstag bei der Präsentation der Suchtmittelkriminalitätsstatistik 2021 bezeichnete - verlagert sich zusehends ins Internet. Rund 20 Prozent der Bestellungen laufen online ab. Das Innenministerium lege deshalb einen Fokus auf sogenannte Cyberdealer.

Insgesamt sind die Anzeigen wegen Drogendelikten 2021 weiter gesunken: 34.837 waren es. 2020 sind es noch über 40.000 und 2019 über 43.000 gewesen. Die Verbrechen im Zusammenhang mit Drogen sind allerdings leicht gestiegen (plus 0,6 Prozent). Die Vergehen (bis zu drei Jahre Haft) gingen jedoch um 15 Prozent zurück. Dabei handelt es sich vor allem um Besitz- und Konsumdelikte.

Cannabis großteils in Österreich produziert

Insgesamt sind im Vorjahr 2,5 Tonnen Drogen sichergestellt worden, berichtete Daniel Lichtenegger, Experte und Ermittlungsleiter für Suchtmittelkriminalität im Bundeskriminalamt (BKA). Der Großteil sei Cannabis - mit 2,1 Tonnen - gewesen. Auf Platz zwei liegen bereits synthetische Drogen mit 94 Kilogramm. Der Handel mit diesen sei in den letzten zehn Jahren massiv angestiegen, erklärte Lichtenegger. Danach folgen Kokain (81 Kilogramm) und Heroin (72 Kilogramm), jenes Suchtmittel, das die meisten Todesopfer fordert.

Der Großteil der Suchtmittel komme aus anderen Ländern. Österreich sei aber nach wie vor Umschlags- und Transitland, sagte Lichtenegger. Insbesondere bei Cannabis gebe es hierzulande eine große Eigenproduktion. 2021 wurden 19 industrielle Plantagen ausgeforscht. Die Zahl der inländischen Tatverdächtigen stieg seit dem Jahr 2017 insgesamt kontinuierlich leicht an und erreichte 2021 einen Wert von 70 Prozent. Geändert hat sich auch die Qualität der verkauften Drogen. Der Reinheitsgrad sei teilweise deutlich gestiegen, der Preis aber gleich geblieben, erläuterte Lichtenegger.

„Der Polizei geht es nicht darum, alle zu sanktionieren, sondern darum die Bevölkerung zu schützen“, meinte der Ermittler. Jeden Tag würden in Österreich im Schnitt sechs Personen wegen schwerwiegenderen Delikten nach dem Suchtmittelgesetz (SMG) festgenommen. Auch Innenminister Karner betonte: „Die großen Täterstrukturen zu zerschlagen, das ist entscheidend“.

Fokus auf Onlinehandel und Westbalkan

Da sich der Suchtmittelhandel zunehmend ins Internet verlagert, gibt es im Bundeskriminalamt seit 2018 ein Spezialistenteam mit Fokus auf Online-Drogenhandel. Im vorigen Jahr konnten dadurch zwei Tätergruppen ausgeforscht werden, die rund 175 Kilogramm an Tausende Abnehmer verkauft hatten, berichtete Karner.

Ein weiterer Schwerpunkt werde auf den Westbalkan gelegt. Dieser sei nämlich ein großes Transit- und Depotgebiet, erklärt Karner. Aus diesem Grund baut Österreich gemeinsam mit Kroatien und Europol eine eigene Taskforce auf, die einen Fokus auf den Westbalkan legt. Auch mit Serbien werde intensiv zusammengearbeitet, um dem Drogenhandel Herr zu werden. So werde dort ein Trainingscenter aufgebaut, das jedes Jahr 25 Spezialisten schult, die unter anderem Zugriffe auf Drogenlabore trainieren. Denn dabei könne es zu sehr gefährlichen Situationen kommen, sagte Karner.

„Der Drogenhandel ist neben der Schlepperei und dem Menschenhandel der größte Geschäftszweig der Organisierten Kriminalität“, sagte Karner. Er sei zudem eng mit dem Waffenhandel verbunden. Eine Legalisierung von Cannabis, wie es die Ampelkoalition in Deutschland plant, lehnte Karner ab. „Das halten wir für den völlig falschen Weg“, meinte der Innenminister.

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