USA

Zehnjährige musste nach Vergewaltigung für Abtreibung in US-Nachbarstaat reisen

In Ohio ist eine Abtreibung nach der sechsten Schwangerschaftswoche verboten. In Indiana derzeit noch nicht. Der Fall lässt in den USA die Wogen hochgehen. US-Präsident will den Zugang zu Abtreibung per Dekret schützen.

Ein Mann aus Ohio wurde wegen Vergewaltigung eines zehnjährigen Mädchens angeklagt. Der Fall sorgte für Aufsehen, weil das Mädchen in den Nachbarstaat Indiana reisen musste, um eine Abtreibung vornehmen zu lassen. Ein Umstand, den auch US-Präsident Joe Biden hervorgeoben hatte, als er die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der USA kritisierte, die das Recht auf Abtreibung landesweit beendete.

Der 27-jährige Täter war am Dienstag verhaftet worden. Er erschien am Mittwoch vor dem Stadtgericht von Franklin County, Ohio, zur Anklageerhebung. Ein Polizeiermittler sagte bei der Anhörung aus, dass Fuentes gestanden habe, das Mädchen mindestens zweimal vergewaltigt zu haben. Das Opfer hatte sich am 30. Juni im benachbarten Indiana einer Abtreibung unterzogen, sagte der Beamte aus. Zuvor hatte die Zeitung „Indeanapolis Star“ den Fall an die Öffentlichkeit gebracht.

Ein landesweites Verbot von Abtreibungen in Ohio nach der sechsten Schwangerschaftswoche - bevor viele Frauen wissen, dass sie schwanger sind - trat nur wenige Stunden nach dem Urteil des Obersten Gerichtshofs vom 24. Juni in Kraft, mit dem das Urteil Roe v. Wade aus dem Jahr 1973, das ein verfassungsmäßiges Recht auf Abtreibung begründet hatte, aufgehoben wurde.

Abtreibungen nach der sechsten Woche sind im benachbarten Indiana nach wie vor legal, obwohl die von den Republikanern kontrollierte Legislative des Bundesstaates voraussichtlich noch in diesem Monat neue Beschränkungen in Erwägung ziehen wird.

Insgesamt haben 26 US-Bundesstaaten in Folge des Urteils Abtreibungen entweder stark eingeschränkt oder werden dies in den kommenden Wochen und Monaten voraussichtlich tun.

Konservative Politiker zog Ereignisse in Zweifel

Der republikanische Generalstaatsanwalt von Ohio, Dave Yost, hatte dem „USA Toda Network"-Büro in Ohio am Dienstag noch gesagt, die Details seien "höchstwahrscheinlich eine Erfindung", da es keine Verhaftung gegeben habe und keine Beweise gefunden worden seien, berichtete Ohios Columbus Dispatch.

In einer Erklärung am Mittwoch - nach der Verhaftung des Tatverdächtigen - sagte Yost dann: "Mein Herz schmerzt wegen des Schmerzes, den dieses junge Kind erlitten hat. Ich bin dankbar für die sorgfältige Arbeit der Polizei von Columbus, die ein Geständnis erlangt und einen Vergewaltiger von der Straße geholt hat."

Biden will will Dekret erlassen

US-Präsident Biden will zwei Wochen nach der Abtreibungsentscheidung des Obersten US-Gerichts die Rechte von Frauen per Dekret stärken. "Wir können nicht zulassen, dass ein außer Kontrolle geratener Supreme Court, der mit den extremsten Teilen der Republikanischen Partei zusammenarbeitet, uns Freiheiten und persönliche Unabhängigkeit nimmt", hatte Biden am Freitag im Weißen Haus bei der Unterzeichnung des entsprechenden Erlasses erklärt.

Dieser sieht unter anderem vor, dass der Zugang zu Verhütungsmitteln und medikamentösen Schwangerschaftsabbrüchen sichergestellt werden soll. Auch die Daten von Frauen, die sich etwa über Abtreibungen informieren, sollen besser geschützt werden.

Es blieb offen, wie viel Einfluss diese Maßnahmen tatsächlich haben werden und ob Bundesstaaten sie nicht zumindest zum Teil mit Gesetzen unterlaufen können

(Reuters/APA/dpa/Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Joe Biden
Nach Höchstgericht-Urteil

US-Präsident Biden will Zugang zu Abtreibung schützen

Das Dekret soll noch am Freitag unterzeichnet werden. Biden antwortet damit auf ein umstrittenes Urteil des obersten US-Gerichts.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.