Progressive Volksmusik

Spafudla: „Uns hält der Spaß zusammen“

Mathias Schalk
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Die steirischen Spafudla entstanden vor 20 Jahren aus einer Familienmusik. Am Wochenende spielen sie beim Schrammelklang.

Fischbach in den Fischbacher Alpen muss man sich als Bergdorf auf tausend Metern Seehöhe vorstellen. Klein, idyllisch – und so, dass man als Kind doch ganz froh ist, wenn man einmal etwas anderes sieht.
„Womit uns unsere Eltern geködert haben, waren die Auslandsreisen“, konstatiert Lucia Froihofer. Ungarn, Deutschland, Polen, Italien, das ehemalige Jugoslawien, die Schweiz: Überall fanden Folklorefestivals statt, an denen sich Vertreter der europäischen Nationen trafen, darunter auch die fünfköpfige Familie Froihofer aus Fischbach, die mit ihrer Musik meist Tanzgruppen begleitete.

Volksmusik, sagt Lucia Froihofer, sei für sie daher seit jeher mit Internationalität und kultureller Vielfalt verbunden gewesen. „Ich bin erst sehr viel später draufgekommen, dass das andere nicht so sehen.“ Sich mit Musikern aus Südtirol, dem Friaul und der Slowakei auf der Straße zusammenzufinden und ad hoc gemeinsam spielen zu können, das ist es, was ihr in Erinnerung geblieben ist. „Das war es auch, was mich beflügelt hat: Man kann die Welt bereisen und hat überall schnell Kontakt.“

Anfangs nur Tanzmusik

Just aus dieser Reiselust heraus entstand auch vor 20 Jahren die Gruppe Spafudla. Die drei Froihofer-Geschwister wollten unbedingt zu einem Festival nach Spanien, den Eltern war die lange Busfahrt zu weit. Bis dahin hatte der Vater, ein Bilanzbuchhalter, die Steirische Harmonika gespielt, die Mutter hatte sich Tochter Lucia angeschlossen und Geige gelernt, Schwester Bernadette ebenso. Sohn Gabriel wurde als Zehnjähriger mit Stockerl für den Bass rekrutiert. Nun wurden die Eltern ersetzt – Spafudla war geboren.

Den Namen geprägt hatte eine Tante bei einem ihrer ersten Auftritte auf einem Faschingsfest. „Wir haben querbeet gespielt, von einem Stück zum nächsten gewechselt“, erinnert sich Lucia Froihofer. „Spafudla“, kommentierte die Tante, einen alten Ausdruck benutzend für einen, der zu nichts zu gebrauchen ist, dem nur der Schalk im Nacken sitzt. Ursprünglich, so Froihofer, käme das Wort aus dem Bergbau: Wer zu sonst nichts nutze war, musste den Lichtspan halten; wer selbst dabei unkonzentriert herumfuchtelte, war ein Spafudla.

Anfangs spielte die Gruppe viel auf Hochzeiten und Dorffesten. Lang habe sie sich nicht vorstellen können, die Musik auch auf die Bühne zu bringen, sagt Froihofer. „Für mich war die Musik mit Tanz verbunden. Ich habe befürchtet, dass konzertant etwas verloren gehen könnte.“ Allerdings gab es da diesen Veranstalter aus dem obersteirischen VW-Käfer-Museum, der sie unbedingt buchen wollte. „Der war hartnäckig“, erinnert sich Froihofer. „Also gaben wir irgendwann unser erstes Konzert.“

Nach diesem Muster agiert die steirische Formation bis heute. „Wir haben Konzerte nie aktiv akquiriert, uns haben immer die Veranstalter gefunden.“ Irgendwann habe man einmal überlegt, die Sache zu intensivieren. „Aber es war für uns alle klar: Das, was uns ausmacht, ist, dass wir alle so Spaß am gemeinsamen Musizieren haben – und dass man das nicht überstrapazieren darf.“ Tatsächlich sind die Musiker in den vergangenen Jahren längst sehr unterschiedliche Wege gegangen: Gabriel Froihofer und Daniel Fuchsberger sind eher im Jazz beheimatet; Letzterer auch im Wienerlied, er arbeitet mit Agnes Palmisano und fürs Volksliedwerk. Schwester Bernadette ist Psychologin. Lucia Froihofer selbst hat sich als klassisch ausgebildete Geigerin auf Alte Musik spezialisiert. Sie unterrichtet an der Grazer Uni und am Konservatorium und leitet die Neue Hofkapelle Graz, ein Orchester, das auf historischen Instrumenten musiziert.

Nicht zuletzt durch den Ausstieg des Harmonikaspielers hat sich auch der Sound längst weiterentwickelt, „Treibgut“ hat sich angesammelt, eigene Kompositionen wurden das Gebot der Stunde. „Über die Jahre ist es so zu dem geworden, was es jetzt halt ist“, sagt Froihofer. Heute spielt die Gruppe hauptsächlich konzertant, nur noch selten auf Festen, auch wegen der Besetzung mit zwei Geigen, Marimba und Gitarre oder Kontrabass, die eher für kleinere Rahmen passt. So spielt man bei der Styriarte oder am Spittelberg, im Wiener Konzerthaus oder, wie an diesem Wochenende, beim Waldviertler Schrammelklang: am Samstag bei der Matinee im Herrenseetheater und an beiden Tagen auf dem Schrammelpfad.

Auf einen Blick

Spafudla sind die drei Geschwister Froihofer: Lucia (Violine Gesang), Bernadette (Violine, Gesang) und Gabriel (Kontrabass, Marimba, Perkussion, Gesang, Komposition, Organisation) sowie Daniel Fuchsberger (Kontragitarre, Marimba, Flügelhorn, Perkussion, Gesang, Komposition). Ihre Musik wurde einmal als „steirische Weltkammervolksmusik“ beschrieben, was die Formation ganz passend findet. Das Schrammelklang Festival findet noch von 15. bis 17. Juli statt. Spafudla spielen dort ihr Jubiläumsprogramm „Nomadenjodler“.

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