Forschung

Graffiti am Donaukanal: Buntes Erbe zum Lachen, Ärgern und Grübeln

Ein Forschungsteam entwickelt ein 3-D-Modell der unzähligen Graffiti am Donaukanal: um die kurzlebigen Werke zu bewahren und eine Basis für andere Forschungen schaffen. Zu Besuch bei einer der längsten Graffitiflächen der Welt.

Wir haben seit fast vier Jahren einen Hund und gehen mit ihm oft im Prater spazieren, aber auch entlang des Donaukanals“, erzählt Geert Verhoeven von der Idee zu seinem aktuellen Forschungsprojekt. Dabei betrachtete er die Graffiti an den Wänden – „manche waren weniger schön, manche wirkten wie Kunst“ – und bemerkte auch deren Vergänglichkeit: „Sie werden teilweise nach ein paar Stunden oder Tagen übersprüht.“ Der Archäologe begann, die oft kurzlebigen Werke als Kulturerbe zu sehen, das es zu bewahren gilt, und startete gemeinsam mit dem Kunsthistoriker Stefan Wogrin und anderen wissenschaftlichen Partnern das Projekt Indigo (Inventory and Disseminate Graffiti along the Donaukanal).

„Der Donaukanal ist heute berühmt für die vielen Graffiti, dabei wissen die meisten nicht, dass Sprayen eigentlich nur auf 300 Metern erlaubt ist“, erzählen die beiden Männer an diesem windigen und untypisch kalten Sommertag vor der Kaiserbadschleuse. Hier entstand 1984 neben dem Nachtclub Flex die erste legale Graffitofläche Wiens. Anfang und Ende sind mit einer – bunt besprühten – Reliefplatte markiert, auf der eine Taube zu sehen ist: Die sogenannte Wienerwand sei ein Unikum mit klarer Botschaft, berichtet Wogrin, der sich seit rund 20 Jahren mit Graffiti befasst – und selbst anfertigt: „Man wollte die Sprayer genauso wenig wie die Tauben.“ Dennoch ermöglicht es die Stadt Wien Künstlerinnen und Künstlern aus der Graffito-Szene so, auf diesen Flächen zu arbeiten, ohne kriminell zu sein.

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