Mein Samstag

Souvenirs, Souvenirs

Vorigen Sommer, als ich mein altes Kinderzimmer ausmisten musste, ist mir ein abenteuerlich hässliches Etwas untergekommen: Ein Schmuckkästchen, bis auf den letzten Millimeter mit künstlich eingefärbten Muscheln beklebt.

Heute würde ich sagen: Ein Souvenir zum Davonlaufen, als Kind aber habe ich das Kästchen voller Begeisterung über so viel Schönheit aus Kroatien mitgebracht. Damals hat die Mama, ich weiß es noch, ein bisschen geschimpft, wie man denn so etwas Geschmackloses importieren könne. Gut, sagte also mein erwachsenes Ich, dann werfen wir das jetzt weg. Da war die Mama plötzlich sehr dagegen, denn: Das ist eine Urlaubserinnerung. Die kann man nicht wegwerfen.

Diese Einstellung teilt auch das Kind, das ebenfallseine recht unübersichtliche Mitbringsel-Kollektion hat, darunter viele Magnete: Esel aus Korfu, Kolosse aus Rhodos, Delfine aus Jesolo (gibt es dort Delfine? Ich höre eher von Quallen), das volle Programm. Da leider unsere Kühlschrankfront nicht magnetisch ist, muss das Kind die Magnete auf den Heizkörpern anordnen, wo sie aber, physikalisch ist das hochinteressant, mit der Zeit ihren Platz verlassen und langsam hinunterrutschen. Oder radikal von den Katzen abgeräumt werden. Beides tut ihnen (den Magneten, nicht den Katzen) nichtgut, weshalb einige nur mehr so halb vorhanden sind (aber natürlich trotzdem aufgehoben werden.)

Zu den interessantesten unserer Souvenirs zählt ein blinkender Spiderman, den das Kind mit drei Jahren auf Rhodos entdeckt hat. Der hat natürlich mit Griechenland genau nichts zu tun, der Plastik-Superhelden-Stand befand sich aber genau dort, wo einst der Koloss gestanden haben soll. Immerhin! Aus dem selben Urlaub ist auch ein Heliumballon in Marienkäfer-Form mit nach Wien gereist. Den hat das Kind im Urlaub bekommen, frei- oder zurücklassen war undenkbar, weshalb er (aufgeblasen!) im Koffer mit heimgereist ist. Heute lebt er plattgedrückt und heliumlos im Schrank. Wegwerfen ist angesichts seines Abenteuer-Trips natürlich undenkbar. Natürlich muss auch das Schmuckkästchen bleiben. In diesem Sinne: Kaufen Sie etwas Schönes im Urlaub!

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

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