Leichtathletik-WM

„Ich bin würdig für Gold“: Weißhaidinger holt zum Coup aus

In WM-Form: Lukas Weißhaidingers Leistungen im Training stimmen ihn zuversichtlich.
In WM-Form: Lukas Weißhaidingers Leistungen im Training stimmen ihn zuversichtlich.GEPA pictures
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Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger, 30, möchte nach drei Mal Bronze endlich ganz nach oben.

Eugene/Wien. Die erste Hürde ist immer die Qualifikation. Das weiß niemand so gut wie Lukas Weißhaidinger, der sich dieser Prüfung in der Nacht auf Montag (2.05 oder 3.30 Uhr MEZ, ARD, live) bei der Leichtathletik-WM in Eugene stellt. Am Leistungsvermögen soll es nicht scheitern. „Ich glaube, dass ich in einer sehr guten Verfassung bin. Gregor (Högler, sein Trainer, Anm.) hat mich konkurrenzfähig für ganz oben gemacht“, sagte der 30-Jährige. Zu tun bekommt er es mit einem „sehr schnellen und sehr glatten“ Wurfkreis.

Da müsse man technisch sauber arbeiten, wie schon in Tokio. „Ich bin froh, dass wir anders als in Tokio sehr früh angereist sind und Wurftraining machen konnten“, sagte der Bronzemedaillengewinner bei Olympia, WM und EM bei einem Mediengespräch in Eugene. Der Kreis im Aufwärmstadion sei ähnlich wie jener im Stadion Hayward Field, er habe im Training am Donnerstag Vertrauen geschöpft. Es gelte, mit Ruhe und Konzentration in den Wurf hineinzugehen. Denn in der Qualifikation habe man nur drei Würfe, und einer davon müsse passen.

Die drei bisherigen Bronzemedaillengewinne Weißhaidingers gingen nicht ohne Nervenkitzel in der davor zu absolvierenden Qualifikation in die Bücher ein. 2018 bei der Europameisterschaft in Berlin und 2019 bei der Weltmeisterschaft in Doha hatte er jeweils die geforderte Weite für den Direktaufstieg nicht erreicht und musste ungünstige Platzierungen und den Ausgang der zweiten Gruppe abwarten. Er stieg letztlich einmal als Elfter, einmal als Zwölfter auf. 2021 bei Olympia in Tokio musste der Medaillenanwärter nach zwei ungültigen Versuchen alles in den letzten legen und stieg als Gesamtfünfter auf. Die geforderte Weite in Eugene für die Direktqualifikation ist 66 m, zwölf kommen ins Finale.

„Heuer habe ich überhaupt keine Angst“, beantwortete Weißhaidinger eine entsprechende Frage. „Wenn die Qualifikation nicht hinhaut, dann hat es mich erwischt. Aber daran denke ich nicht. Ich werde es konzentriert angehen. Ich denke weder über Nervosität noch darüber nach, dass ich es ganz locker schaffe. Es ist ein einfacher Arbeitsprozess, den ich so durchlaufen habe, dass ich ins Finale komme. Dass die Quali nicht mein Freund ist, das wissen wir schon. Das Ganze ist für mich aber nicht negativ behaftet, sondern einfach ein bisschen aufregend.“

„Irgendwann erwischt es einen“

Wenn sich Trainer Gregor Högler an die vergangenen Qualifikationen zurückerinnert, dann fällt ihm Folgendes ein: „Ich habe immer gedacht, es kann nicht ärger werden – es ist immer ärger geworden. Irgendwann muss das Gesetz der Serie abbrechen, und er erwischt einen. Denn in Rio zum Beispiel kam er aus einer Verletzung zurück und war Zweiter.“ Ein bisserl entspannter sei er heuer, weil sein Athlet technisch besser geworden sei. „Aber was kommt, weiß ich nicht, denn der Kreis ist schon rutschig. Aber Luki kann mehr als voriges Jahr, und da war er am Schluss auch souverän.“

Der Trick sei, die drei Qualifikationswürfe als drei Wettkämpfe zu sehen und nicht nach dem ersten oder zweiten verpatzten Versuch vorzeitig innerlich w.o. zu geben. Das werde aber ohnehin nicht passieren. „Er ist eine coole Socke. Es gibt ein Grundvertrauen. Er weiß, was er da drinnen tut. Aber es kann trotzdem jeden erwischen, es hat auch schon Olympiasieger erwischt.“

Weißhaidinger warf in dieser Saison bereits den österreichischen Rekord von 69,11 m, der schwedische Olympiasieger und Weltmeister Daniel Ståhl mit 71,47 und der in der Diamond League überragende Slowene Kristjan Čeh kamen mit 71,27 über die 70-m-Marke. Nein, sie seien nicht außer Reichweite für ihn, versicherte Weißhaidinger kurz und knapp – ohne dem etwas hinzuzufügen. Vielmehr versicherte er später: „Ich weiß, wenn ich den Wurf habe, kann ich es auch. Ich brauche nicht nach links oder rechts schauen, ich muss einfach den Wurf machen. Dann können wir über Gold reden.“

Wenn er in der Nacht von einer Medaille träume, dann genauso von der Bronzemedaille wie von Gold. „Wir greifen Gold an und nehmen uns bis 2024 dafür Zeit. Überrascht hat mich, dass ich die Qualität heuer schon dahin gesteigert habe, dass ich würdig für Gold bin. Das bei einer WM zu machen, ist eine schwierige Geschichte, das wollen 30 andere auch.“

Rücken: Keine Achillesferse

Am Freitag stand noch eine Krafteinheit auf dem Programm, sonst viel Ruhen und Warten. „Mit dem Rücken passt wieder alles, auch nach dem langen Flug in die USA. Wir haben das alles sehr gut hingebracht. Da sehe ich kein Problem, es fühlt sich alles sehr gut an.“ Weißhaidinger ließ das letzte Diamond League Meeting in Stockholm aus, weil er nach einer Krafttrainingswoche wegen eines leicht verhärteten Rückens für die WM nichts riskieren wollte.

„Man muss sich einmal auf das Wesentliche fokussieren, die Weltmeisterschaft war das höhere Ziel als Stockholm.“

DIE HIGHLIGHTS DER WM

Bereits am dritten Tag der Titelkämpfe blickt die Leichtathletikwelt gespannt auf den 100-m-Sprint der Männer (Sonntag, 4.50 Uhr). Seit Usain Bolts Karriereende (2017) suchen die Sprinter ihren globalen Superstar. Titelverteidiger ist Christian Coleman aus den USA. Die schnellste Zeit des Jahres lief dessen Landsmann Fred Kerley (9,76 Sek.). Die Frauen ermitteln ihre Sprintkönigin 24 Stunden später (Montag, 4.50 Uhr). Lukas Weißhaidinger hofft nach angepeilter Qualifikation im Finale der Diskuswerfer (Mittwoch, 3.33 Uhr) auf den großen Wurf. Die Marathonsieger werden am Sonntag (Männer) und Montag (Frauen) ermittelt (15.15 Uhr).

(ag.)

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