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Was wir vom Ballermann-Hit „Layla“ noch lernen können

Ein "Open"-Schild an der Tür eines Bordells.
Ein "Open"-Schild an der Tür eines Bordells.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Besonders anspruchsvoll ist der Text ja nicht, aber ein paar interessante Dinge stecken doch drin.

Die Dekonstruktion von Liedtexten beginnt damit, dass man sie sich von einer App ohne Musik vorlesen lässt. Mit einer monotonen Computerstimme lässt sich die lyrische Qualität der Nummer dann besonders gut erkennen. Versuchen Sie es etwa mit dem aktuellen Ballermann-Hit „Layla“. Spätestens bei „La-la-la-la-la-la-la-Layla“ wird es dann sehr amüsant. Wobei auch der Rest des Liedes eher, sagen wir, simpel gestrickt ist – aber gut, das ist wohl auch die Intention, damit Betrunkene in Partyzelten nicht beim Mitgrölen scheitern.

Dennoch können wir versuchen, durch die Partynummer einen Erkenntnisgewinn zu erzielen. „Ich hab 'nen Puff, und meine Puffmama heißt Layla“, so lautet der Refrain. Gut, was ein Puff ist, setzen wir als bekannt voraus, aber woher stammt das Wort? Nun, dahinter steckt die Interjektion „puff“, die wohl lautmalerisch für dumpfe Geräusche ist, wie sie bei stoßartig entweichender Luft entstehen – oder auch beim Aufschlagen von Würfeln. Tatsächlich war Puff der Name eines Würfelspiels, das einst in Badehäusern zwischen Männern und Frauen gespielt wurde. Und da das Spiel dann auch in erotische Spiele überging, ging der Name des Spiels auch auf das Bordell über. Apropos, Bordell ist entlehnt vom altfranzösischen bordel, einem Diminutiv von borde, also Hütte. In der eigentlichen Bedeutung war damit also eine kleine Bretterhütte gemeint.

Noch nicht genug gelernt? Gut, dann widmen wir uns Layla – der arabische Vorname, den es in verschiedenen Schreibweisen gibt (etwa auch Leila oder Leyla), bedeutet Nacht, ursprünglich gemeint war „schönste aller Nächte“. Bekannt wurde er auch durch die tragische Geschichte „Leyla und Madschnun“ über eine unerreichbare Liebe. Und das alles lernen wir aus einer Zeile eines reichlich primitiven Schunkelhits. Ob das die Autoren beim Schreiben gewusst haben? Na ja. . .

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.07.2022)

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