Verbraucherpreise

Inflation im Juni so hoch wie zuletzt vor 47 Jahren

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Erneute Preisschübe bei Treibstoffen, Nahrungsmitteln, Haushaltsenergie und in der Gastronomie haben die Inflation in Österreich abermals deutlich angetrieben. Sie lag im Juni bei 8,7 Prozent und damit über dem Rekordwert für die Euro-Zone.

Das Leben in Österreich hat sich im Juni noch mehr verteuert. Erneute Preisschübe bei Treibstoffen, Nahrungsmitteln, Haushaltsenergie und in der Gastronomie haben die Inflation auf 8,7 Prozent hochschnellen lassen. Das ist die höchste Teuerungsrate seit 47 Jahren. Besonders spürbar war der Preisanstieg auch beim wöchentlichen Einkauf. Der Miniwarenkorb, der neben Nahrungsmitteln und Dienstleistungen auch Treibstoffe enthält, ist im Jahresvergleich um fast 19 Prozent teurer.

Dieseltreibstoff kostet gegenüber Juni 2021 um rund 65 Prozent mehr, Superbenzin um etwa 61 Prozent, wie die Daten der Statistik Austria vom Dienstag zeigen. Die Preise für Heizöl haben sich im Jahresvergleich mehr als verdoppelt, der Arbeitspreis für Gas stieg im Schnitt um 78 Prozent. Die Fernwärmepreise stiegen um 16,5 Prozent.

Auch im Supermarkt muss man deutlich mehr bezahlen als noch vor einem Jahr. Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke verteuerten sich durchschnittlich um 11 Prozent. Milch, Käse und Eier wurden im Schnitt um 16 Prozent teurer, auch bei Brot und Getreideerzeugnissen (plus 11 Prozent) nahm der Preisdruck zu, ebenso bei Fleisch (plus 13 Prozent). Butter kostete im Juni im Schnitt um über ein Drittel (36 Prozent) mehr als vor einem Jahr.

Die Preise für Gemüse stiegen um 12 Prozent, jene für Öle und Fette um ein Viertel. Obst verteuerte sich um rund 6 Prozent. Alkoholfreie Getränke kosteten um etwa 10 Prozent mehr, vor allem trug Kaffee dazu bei, der um fast 13 Prozent mehr kostete als im Juni 2021.

Die Teuerung war auch beim täglichen Einkauf höher als die Gesamtinflation. Der sogenannte Mikrowarenkorb, der überwiegend Nahrungsmittel, aber auch Tageszeitungen oder den Kaffee im Kaffeehaus enthält, stieg im Jahresabstand um fast 11 Prozent.

Verteuert haben sich auch Restaurantbesuche. In Restaurants und Hotels wurden die Preise im Juni mit durchschnittlich 9 Prozent stärker angehoben als im Mai (7 Prozent).

Neben Essen, Trinken und Autofahren wurde auch Wohnen teurer. Für Wohnung, Wasser und Energie wurden die Preise durchschnittlich um 10 Prozent angehoben, noch kräftiger als im Mai. Die Instandhaltung von Wohnungen kostete insgesamt um rund 13 Prozent mehr, was vor allem an den steigenden Materialkosten lag.

Insgesamt erhöhte sich das durchschnittliche Preisniveau gegenüber dem Vormonat Mai um 1,4 Prozent, wobei die Treibstoffe der Hauptpreistreiber waren.

Aber es gab auch ein paar Dinge, die günstiger wurden. Billiger als vor einem Jahr wurden Buspauschalreisen im Ausland (minus 38 Prozent), die Grund- und Zählergebühr für elektrischen Strom (minus 21 Prozent), nichtärztliche Dienstleistungen wie Psychotherapie (minus 14,5 Prozent), die Pendler- sowie Jahreskarte (minus 34 Prozent) sowie Mobiltelefongeräte (minus 4,5 Prozent).

Die für Eurozonen-Vergleiche ermittelte Harmonisierte Inflationsrate (HVPI) für Österreich betrug im Juni ebenfalls 8,7 Prozent.

Rekord-Inflation in der Euro-Zone

Die Inflation in der Euro-Zone hat sich im Juni weiter beschleunigt und abermals einen Rekordwert erreicht. Gegenüber dem Vorjahresmonat erhöhten sich die Verbraucherpreise um 8,6 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Dienstag in Luxemburg mitteilte. Eine erste Schätzung wurde bestätigt. Im Vormonat waren die Lebenshaltungskosten um 8,1 Prozent gestiegen.

Die Inflation im Euroraum war noch nie so hoch seit Einführung der Gemeinschaftswährung als Buchgeld im Jahr 1999. Seit vergangenen Sommer hat sich die Teuerung kontinuierlich verstärkt, wobei zuletzt immer wieder Rekordwerte erreicht wurden. Der Krieg in der Ukraine und die harten Corona-Maßnahmen in China haben den Preisauftrieb verschärft.

Getrieben wurde die Teuerung erneut durch den starken Anstieg der Energiepreise, die sich zum Vorjahresmonat um 42 Prozent erhöhten. Lebens- und Genussmittel waren 8,2 Prozent teurer als vor einem Jahr. Unterdurchschnittlich, aber ebenfalls deutlich verteuerten sich sonstige Waren (4,3 Prozent) und Dienstleistungen (3,4 Prozent).

Die Kerninflation, bei der besonders schwankungsanfällige Preise von Energie, Lebens- und Genussmitteln nicht berücksichtigt werden, sank hingegen leicht von 3,8 Prozent auf 3,7 Prozent. Die höchsten Inflationsraten im Währungsraum wiesen die drei baltischen Staaten Estland (22,0 Prozent), Lettland (19,2 Prozent) und Litauen (20,5 Prozent) auf.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat für diesen Donnerstag eine erste Zinserhöhung seit elf Jahren in Aussicht gestellt. Im Inflationskampf hinkt sie vielen anderen Notenbanken zeitlich allerdings deutlich hinterher. Das Inflationsziel der EZB von zwei Prozent wird seit längerem klar übertroffen.

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