Lars Eidinger: „,Jedermann' in Deutschland eher Kategorie ,Traumschiff'“

SALZBURGER FESTSPIELE: MEDIENTERMIN ?JEDERMANN-ENSEMBLE? - ALTENBERGER / EIDINGER
SALZBURGER FESTSPIELE: MEDIENTERMIN ?JEDERMANN-ENSEMBLE? - ALTENBERGER / EIDINGER(c) APA (BARBARA GINDL)
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Die „Jedermann“-Hauptrolle bei den Salzburger Festspielen komme in Österreich einem Ritterschlag gleich, nicht aber in Deutschland, sagt Schauspieler Lars Eidinger. Ex-Kanzler Christian Kern unkt über das Stück: „Jeder Online-Yoga-Einsteigerkurs hat mehr Tiefgang."

Das kleine, unwichtige Österreich und das große, mächtige Deutschland – dieses Bild ist hierzulande weit verbreitet und man wird hellhörig, wenn jemand, ein Deutscher gar, es bestärkt. Der deutsche Schauspieler Lars Eidinger spielt heuer die Hauptrolle im „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen. Darf sie spielen, würde man wohl sagen, denn in Österreich ist der Part eine Ehre. Nicht so in Deutschland, sagte Eidinger vergangene Woche in einem Interview mit der deutschen Lokalzeitung „Stimme“. „In Österreich mag die Rolle ein Ritterschlag sein, der Olymp, der eine Schauspielerkarriere krönt. In Deutschland fällt die Rolle eher unter die Kategorie ,Traumschiff'".

Ein Sager, bei dem Österreicher die Ohren spitzen. Ist dem deutschen Mimen der Salzburger „Jedermann" zu gering? „Ich habe einfach Lust, diese Rolle zu spielen, ich folge meinem spielerischen Impuls“, ergänzte der Schauspieler. 

Im Gespräch mit Radiosender Ö3 präzisierte er am Dienstag: „Es ist tatsächlich so, dass die Leute in Deutschland die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wie man da beim ,Jedermann' mitmachen kann, weil es ja was anachronistisches, operettenhaftes hat“, sagte er. „Ich möchte mich nicht von so Vorurteilen leiten lassen, weil es hat auch für mich ganz viel mit einer deutschen Arroganz zu tun, an der ich gar nicht partizipieren will“.

Ex-Kanzler kann Stück nichts abgewinnen

Aber auch in Österreich ist das Kulturdenkmal „Jedermann“ nicht sakrosankt: Ex-Kanzler Christian Kern unkte am Dienstag auf Twitter darüber: „Das Stück ist ein seichter bigotter Stoff. Unrettbar. Jeder Online-Yoga-Einsteigerkurs hat mehr Tiefgang.“

Ob er die aktuelle Inszenierung von Michael Sturminger gesehen hat? Darin, schreibt „Presse"-Feuilletonchef Thomas Kramar, sei der Jedermann „Spielball der sämtlich weiblichen theologischen Instanzen. Eine schwierige, aber interessante Deutung.“

Übrigens kündigten Eidinger und Buhlschaft-Darstellerin Verena Altenberger an, dass sie kommendes Jahr nicht mehr in diesen Rollen am Domplatz zu sehen sein werden. "Weil der Lars geht, habe ich überlegt, ob ich auch gehe. Und für mich gibt es eine große Theaterliebe zwischen Buhlschaft und Jedermann - und die habe ich gefunden. Und deshalb will ich nicht weiter danach suchen", meinte Altenberger bei der Premierenfeier am Montag.

Die neue Besetzung soll im Herbst entschieden werden.

>> Die „Presse"-Kritik der heurigen „Jedermann"-Inszenierung

>> Interview mit der „Stimme"

>> Interview auf Ö3

(her)

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