Pizzicato

Wien, Wein und ein paar Würstel

Keith Richards hat in einer Stimmung der Weinseligkeit nur scheinbar etwas verwechselt, als er nach dem Rolling-Stones-Konzert im Wiener Prater und womöglich nach dem einen oder anderen Viertel launig postete: „Danke Wein.“

Fehlte nur noch, dass er mit Ron Wood einen Walzer im Dreivierteltakt hingelegt hätte. Wien und Wein, das gehört zusammen wie Jagger und Richards, die „Glimmer Twins“, die seit 60 Jahren durch die Welt rumpeln.

Sir Mick hatte sich indes separiert, um sich am berühmtesten Würstelstand der Stadt zwischen Oper und Albertina – der nun weltberühmt ist – am Dosenbier zu delektieren. Ein Popstar von britischem Adel, unerkannt und ganz für sich, bis auf seinen Social-Media-Assistenten: Das hat großes Echo und „Was wäre wenn“-Debatten ausgelöst. Die Chance, mit einem Weltstar spätabends bei ein paar Bieren beiläufig über Gott, die Welt und das Wetter zu philosophieren, haben drei Männer – einer hinter der Theke und zwei Kunden – verwirkt. Die drei „Würstel“ waren zu sehr mit sich beschäftigt. Einer sagte: „Es hätte auch ein Radiologe sein können.“

Klar ist: Für Wien und den Würstelstand, der nun Heerscharen an Stones-Fans anziehen wird, ist dies eine unbezahlbare Gratiswerbung: Wo Pop-Ikonen – zwischen Kulturtempeln, die Mozart und Dürer huldigen – noch anonym sein dürfen. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.07.2022)

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