Sommerspiele

„Molière“ in Perchtoldsdorf: Ein feiger Künstler hat's auch nicht leicht

Sophia Wiegele
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Wie kann ein Dichter unter einem Diktator bestehen? Bulgakows Stück, in dem der Sonnenkönig für Stalin steht, hebt unter „Jedermann“-Regisseur Michael Sturminger nicht recht ab.

Wie soll sich ein Künstler unter einem Diktator verhalten? Mutig Zensur und Herrscherkult trotzen – und dabei Ächtung oder Schlimmeres riskieren? Oder sich fügen und immerhin weiter Kunst produzieren dürfen? Ein Dilemma, in dem Kulturschaffende nicht nur jetzt, nicht nur in Russland stecken. In Perchtoldsdorf lässt sich nun feststellen: Unter der Willkür eines absolutistischen Herrschers haben es auch die Feigen nicht leicht. Diese Moral lässt sich ziehen aus dem Stück „Molière oder: Der Heiligenschein der Scheinheiligen“, das Michael Sturminger in seinem letzten Jahr als Sommerspiele-Intendant inszeniert.

Und feig ist er, der Protagonist hier, was ihm selbst nur zu bewusst ist: „Wo, Majestät, findet Ihr sonst einen so formidablen Speichellecker wie Molière?“, wird der in Ungnade gefallene Dichter und Theaterdirektor (gespielt von Wojo van Brouwer) am Ende den Sonnenkönig fragen: „In ganz Frankreich nicht!“ Hat halt leider nichts genützt, das Speichellecken, das Egostreicheln und all die unterwürfigen Gesten, mit denen Molière um die Gunst von Ludwig XIV gebettelt hat. Zuletzt siecht er dahin, alt, krank, von Mördern bedroht und von seinen Liebsten verlassen. Was für ein Schicksal für einen Staatskünstler!

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