Investition

Finanzberatung hilft der Umwelt

Grüne Investments gibt es da, wo professionelle Beratung in Anspruch genommen wird.
Grüne Investments gibt es da, wo professionelle Beratung in Anspruch genommen wird.REUTERS
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Je mehr Beratung, desto eher wird nachhaltig investiert. Die EU gibt dafür eine neue Richtlinie vor.

Wien. Grünes Investieren wird immer weiter in den Finanzmarkt integriert und die ESG-Regeln immer ausgiebiger diskutiert. Beispielsweise hat die Wiener Börse ihr eigenes ESG-Segment neu aufgestellt und bietet damit eine Plattform für ausschließlich nachhaltige Investments. Die ESG-Faktoren umfassen Nachhaltigkeitsaspekte und dabei insbesondere Environment, Social und Governance.

Die Nachfrage ist also da, und deshalb ordnete die Europäische Union eine neue Richtlinie an: Ab August müssen Finanzinstitute bei einem Beratungsgespräch die Vorlieben zu Nachhaltigkeit abfragen. Und individuell auf diese Präferenzen abgestimmt soll die Beratung verlaufen.

Nun hat das Institut für Höhere Studien (IHS) erforscht, inwieweit die Beratung die Investitionsentscheidungen beeinflusst. In Österreich investieren noch immer verhältnismäßig wenige Menschen auf dem Finanzmarkt – mit dem Aspekt der Nachhaltigkeit wolle man aber genau das ändern, so Katharina Gangl, Verhaltensökonomin am IHS bei einem Pressegespräch.

Dabei wurden vier Fonds zusammengestellt – von konventionell bis nachhaltig – und einer zufällig ausgewählten Gruppe von erfahrenen Investoren und Teilnehmern aus der Bevölkerung zur Investition vorgelegt. Fiktive 600 Euro bekam dafür jeder zur freien Verfügung.

Lediglich vier Prozent der teilnehmenden Personen hatten sich für gar keine nachhaltige Variante entschieden. „Die Ergebnisse des Experiments zeigen, dass sowohl Informationen über den finanziellen als auch den ökologischen Einfluss die Zahl nachhaltiger Investments erhöhen und deshalb in die Finanzberatung miteinbezogen werden sollten“, so Marcel Seifert, Doktorand am IHS. Zudem betonte er, dass gesetzliche Standards für Nachhaltigkeit bei Investments bevorzugt werden. Die Fonds wurden anschließend tatsächlich an der Börse investiert – und werden der Wertentwicklung entsprechend nach einem Jahr ausbezahlt. Die Studie zeigt auch auf, dass individuelle Merkmale ebenfalls ihren Teil dazu beitragen: Beispielsweise investieren Menschen mit hohem Einkommen und hoher Finanzbildung grundsätzlich umweltfreundlicher. Generell sei die Tendenz zum nachhaltigen Investieren bei Frauen stärker ausgeprägt als bei Männern.

Finanziert wurde das Forschungsprojekt über den Jubiläumsfond der Österreichischen Nationalbank und durchgeführt in Zusammenarbeit mit der Finanzmarktaufsicht und österreichischen Banken.

ESG in der Praxis

Umstritten sind und bleiben die ESG-Kriterien aber: Beispielsweise hat die EU-Kommission zuletzt Atomkraft offiziell in ihre Taxonomie aufgenommen. Diese legt fest, welche Finanzinvestitionen als klimafreundlich gelten.

Deshalb orientiert man sich in der Praxis an Zertifikaten mit strengeren Maßstäben, so Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende der BKS Bank, die an der Studie beteiligt war. In ihrem Institut wird verschärft Augenmerk auf eine Zertifizierung durch die International Capital Market Association (ICMA) gelegt. Diese Organisation setzt die nachhaltigen Richtlinien strenger an, und die Kontrolle erfolgt durch mindestens zwei unterschiedliche Gutachter. Grüne Bonds werden bei der BKS Bank nur noch entsprechend diesen Grundsätzen aufgenommen – denselben, die auch für das ESG-Segment an der Wiener Börse gelten.

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