Morgenglosse

Wenn Putin und Erdogan mit Irans Präsidenten Machtpolitik betreiben

Trotz unterschiedlicher Interessen haben die Staatschefs Russlands, der Türkei und des Iran eines gemeinsam: das Feindbild Westen.

Sie waren nicht immer gerade die besten Freunde: Mit schmerzhaften Wirtschaftssanktionen hatte Kremlchef Wladimir Putin die Türkei gequält – solange, bis Präsident Recep Tayyip Erdogan einlenkte und sich bei Putin für den Abschuss eines russischen Jagdbombers durch die türkische Luftwaffe im syrisch-türkischen Grenzgebiet entschuldigte. Das war vor sechs Jahren. Seither hat sich das Verhältnis der beiden Staatschefs sukzessive verbessert. Zwar traut keiner dem anderen so richtig über den Weg. Doch Putin und Erdogan sind Machtpolitiker vom selben Schlag. Sie haben einen Modus Vivendi gefunden, wenn es um den Ausgleich handfester Interessen geht.

In Syrien stehen die beiden auf der jeweils anderen Seite der Front: Putin unterstützt – so wie auch der Iran – das Regime des Diktators Bashar al-Assad. Erdogan ist gleichsam der letzte Schutzherr der syrischen Rebellen, die sich in die Region Idlib zurückgezogen haben. Und der türkische Präsident will seinen Machtbereich in Nordsyrien mit einer weiteren Militäraktion ausweiten – was in Moskau gar nicht gern gesehen würde. Zugleich haben Russland und die Türkei in Syrien auch ein gemeinsames Ziel – eines, das sie mit dem Iran teilen: Die USA sollen möglichst draußen gehalten werden. So war der Präsident des schiitischen „Gottesstaates“, Ebrahim Raisi, auch der Dritte im Bunde, der mit Putin und Erdogan am Dienstagabend in Teheran über Syrien, den Ukraine-Krieg und wirtschaftliche Kooperation verhandelte.

Dass Staatschefs versuchen, Probleme durch Gespräche zu lösen, ist ja grundsätzlich zu begrüßen. Doch in Teheran ging es noch um etwas Anderes: Ein in den USA und Europa isolierter russischer Kriegsherr, ein immer autoritärer regierender Staatschef eines Nato-Landes und der Präsident eines von Washington mit Sanktionen belegten nahöstlichen Regimes versuchten, eine Allianz zu schmieden – und zwar gegen ein gemeinsames Feindbild: den sogenannten Westen.

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