Österreichs Außenminister Alexander Schallenberg hat heute Früh Kiew erreicht. Er wird dort auch den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskij treffen. Schallenbergs Ausblick ist düster: „Von einer Waffenruhe sind wir Lichtjahre entfernt.“
Keine 165 Tage ist es her, dass Alexander Schallenberg das letzte Mal auf Besuch in Kiew war. Aber zwischen damals und heute liegt ein „Zivilisationsbruch“. „Es ist nicht mehr dieselbe Welt und es ist nicht mehr dasselbe Europa“, sagt der Außenminister. Er steht mit Sakko und ohne Krawatte vor einer Handvoll Journalisten. Am Fenster hinter ihm zieht die ukrainisch-polnische Grenzlandschaft vorbei. Schallenberg reist vom Grenzort Przesmysl mit dem Nachtzug nach Kiew.
Dass die Welt nicht mehr dieselbe ist, zeigt sich schon davor beim Anflug auf Rzeszow im Südosten Polens. Viel näher kommt man der Ukraine mit dem Flugzeug nicht. Neben der Landepiste reihen sich teure Patriot-Luftabwehrsysteme aneinander: Die USA schützen seit Kriegsbeginn den polnischen Luftraum mit viel Aufwand. In Przesmysl, eine Autostunde entfernt, setzt sich dann mit einem kräftigen Stoß um 18.44 Uhr der Nachtzug nach Kiew in Bewegung.
Rege Schienendiplomatie
Über die Reise wurde im Vorfeld Stillschweigen vereinbart. Die Nachrichtensperre hatte Sicherheitsgründe. Zwar gibt es seit Monaten eine rege „Schienendiplomatie“ – Dutzende Delegationen erreichten seit März Kiew mit dem Zug. Aber Russland greift noch immer Ziele hunderte Kilometer hinter der Front an, erst neulich schlugen Raketen in der westukrainischen Stadt Winnyza ein und töteten zahlreiche Menschen. Deshalb sollte über die Reise erst berichtet werden, wenn Schallenberg Kiew erreicht hat.