In mehreren Bundesländern

Pflegelehre soll im Herbst 2023 als Pilotversuch starten

APA/HELMUT FOHRINGER
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Die Vorbereitungen für die Lehre sollen im Herbst abgeschlossen sein, berichtet Arbeitsminister Martin Kocher.

Die Vorbereitungen für die Lehre zu Pflegeassistenzberufen sollen bis Herbst abgeschlossen sein. Ab Herbst 2023 wird die Pflegelehre in mehreren Bundesländern als Pilotversuch starten, berichtete Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) am Donnerstag in Vorarlberg. Vorarlbergs Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) drängte auf rasche Klarheit bei den rechtlichen Rahmenbedingungen, um zeitgerecht mit der Bewerbung der neuen Lehre starten zu können.

In der Pflege sei der Fachkräftemangel, befeuert durch die demografische Entwicklung und die Pandemie, stark spürbar. Bis 2030 benötige man laut einer Studie 76.000 zusätzliche Pflegekräfte, sagte Kocher. Gegensteuern wolle man unter anderem mit der dreijährigen Lehre zur Pflegeassistenz bzw. in vier Jahren zur Pflegefachassistenz. Derzeit arbeite man mit Sozialpartnern und den Ländern die Bedingungen final aus.

Kocher: Ausbildung muss finanziell attraktiv sein

Für Tätigkeiten am Patienten werde ein Mindestalter von 17 Jahren eingehalten. Wichtig sei, dass die Ausbildung auch finanziell attraktiv ist, betont der Minister. Über ein Pflegestipendium werden zudem Personen, die an AMS-Ausbildungen teilnehmen und in eine Pflegeausbildung einsteigen, gefördert. Sie erhalten mindestens 1400 Euro monatlich. "Liegt der derzeitige Leistungsanspruch aus der Arbeitslosenversicherung unter diesem Mindestniveau, wird die Differenz aufgestockt", erklärt Kocher. Personen, deren Leistungsanspruch über 1400 Euro liegt, hätten keine Kürzungen zu befürchten.

In Vorarlberg bearbeite eine Arbeitsgruppe das "Bottom up"-Projekt Pflegelehre seit vielen Jahren. Beteiligt seien die Krankenpflegeschulen, die Wirtschafts- und Arbeiterkammer, das AMS, die Berufsschulen, die Landeskrankenhäuser, das Land und das Sozialunternehmens AQUA Mühle, berichtet Landesrätin Rüscher. Sie zeigte sich erfreut über die Fortschritte. "Wir können gesichert nächstes Jahr starten", betonte sie.

Dazu müssten aber die rechtlichen Rahmenbedingungen - Inhalte des Lehrplans, Details zur Qualifikation der Ausbilder und zur Lehrlingsentschädigung - spätestens im Herbst stehen. Man wolle im Februar, wenn sich Jugendliche für eine Ausbildung entschieden, mit der Bewerbung starten. Auch die Betriebe bräuchten Planbarkeit. Der Bedarf sei enorm. Parallel dazu wolle man das Image der Pflegeberufe mit der Kampagne "Mein Job fürs Leben" stärken.

„Nach wie vor nicht alle überzeugt"

Florian Kresser, Geschäftsführer des Sozialunternehmens AQUA Mühle, erklärte, es gebe durchaus 15-Jährige, die sich in Richtung Pflege orientierten, und Betriebe, die ausbilden wollten. In der Arbeitsgruppe habe man sich aber auch kritisch mit dem Thema auseinandergesetzt: "Es sind nach wie vor nicht alle überzeugt", berichtete Kresser. Man brauche daher eine gute Vorbereitung für einen guten Start, denn Bedenken der Pflegekräfte müsse man ernst nehmen.

Das Personal brauche so schon viel Durchhaltevermögen, daher brauche es geeignete Rahmenbedingungen, damit junge Menschen über den Zugang einer Lehre in die Pflege hinein wachsen könnten. Kresser verwies auf gute Erfahrungen mit dem Vorarlberger Modellprojekt "Ausbildungskombination Betriebsdienstleistungslehre und Pflegeassistenz" und die Schweizer Lehre zur Pflegefachfrau/-mann. Dort gab es 2018 rund 12.800 Lernende in der Pflege. Das habe also schon Kraft, das System zu entlasten, betonte Kresser.

(APA)

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