Shanghai: Kinder leiden unter Drill und Wettbewerb

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Die chinesische Provinz Shanghai ist nicht in der OECD. Aber dennoch der klare PISA-Sieger. Mehr als ein Viertel der 15-Jährigen demonstrierte fortgeschrittene mathematische Denkfähigkeiten, so die Studie.

Wenn Shanghai ein eigener Staat wäre, gehörte er wohl zu den modernsten und wohlhabendsten der Welt: Die rund 20 Millionen Einwohner gelten als besonders gewandt und geschäftstüchtig. Ihre Kinder sind in der Regel Einzelkinder – und, wie die PISA-Studie enthüllt, außergewöhnlich gut gebildet. In allen Kategorien landeten sie an der ersten Stelle – weit vor europäischen Altersgenossen. „Mehr als ein Viertel der 15-Jährigen demonstrierte fortgeschrittene mathematische Denkfähigkeiten zur Lösung komplexer Probleme. In OECD-Staaten konnten durchschnittlich nur drei Prozent diese Fähigkeiten vorweisen“, besagt die Studie. Shanghai nimmt als „Partnerregion“ an PISA teil.

Kampf um Wohlstand, Ansehen

Das Geheimnis des Erfolgs ist eine Kombination aus Fleiß, Wertschätzung schulischer Bildung, Unterstützung seitens des Elternhauses, beinhartem Wettbewerb um den Zugang zu Eliteschulen – und das alles in der Erwartung, auf Grundlage guter Schulbildung zu Wohlstand und Ansehen zu gelangen.

Der Drill und der Druck sind allerdings auch in China nicht unumstritten. Viele Familien bedauern ihre Kinder, weil sie zu wenig Zeit für Spaß und Muße haben. Der Unterricht beginnt in frühestem Alter: 98 Prozent der Kinder besuchen laut offiziellen Statistiken Kindergarten und Vorschule. 99,9 Prozent absolvieren die vorgeschriebenen neun Jahre Schulpflicht (sechs Jahre Grundschule, drei Jahre „untere Mittelschule“), 97 Prozent die dreijährige höhere Mittelschule oder eine Berufsschule. Jutta Lietsch

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.12.2010)

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