Erzählung

Nur ihre Möbel durften bleiben

Georges-Arthur Goldschmidt über seine Kindheit im Versteck: „Der unterbrochene Wald“ .

Wälder in der Umgebung von Paris, in den französischen Alpen und in der Nähe von Hamburg, gesehen mit einer irritierenden Genauigkeit. Und dazwischen Sätze wie Nadelstiche, in denen Georges-Arthur Goldschmidt aus der Distanz der dritten Person von sich selbst erzählt: „Mit zehn Jahren der Abschied, und fünfzig Jahre das Augenschließen, um die Stimmen wiederzuhören im Moment davor: die Eltern, die so taten, als hätten sie ihre Alltagsstimmen und sähen den Rückweg vor sich und die Landschaft von immer.“

Seine Eltern sollte der Zehnjährige, der 1938 aus Nazi-Deutschland floh, nie mehr wiedersehen. Den Krieg überlebte er in einem Internat in Hoch-Savoyen, dort wurde er zum willigen Domestiken und zum Opfer brutaler Züchtigung. Und er musste sich dort verstecken, als die Deutschen auch hierherkamen. In Paris wurde Goldschmidt zum französischen Autor und zum Übersetzer – allein von Peter Handke hat er über zwanzig Bücher übertragen. Und Handke hat seinerseits zwei Bücher von Goldschmidt übersetzt und ihn damit im deutschen Sprachraum bekannt gemacht: „Der Spiegeltag“ und eben „Der unterbrochene Wald“. Erst später hat Goldschmidt als Autor auch zum Deutsch seiner Kindheit zurückgefunden. Deutsch war ja die Sprache derer, die ihn töten wollten, Französisch hingegen die Sprache der Aufnahme und der Befreiung.

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