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Russland "unzuverlässiger Gas-Lieferant": Belgien verlängert Akw-Laufzeit

Archivbild des Akw Doel in Belgien.
Archivbild des Akw Doel in Belgien.REUTERS
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Die Brüsseler Regierung und der Energiekonzern Engie gründen Gemeinschaftsunternehmen. Zwei der Meiler sollen bis 2036 in Betrieb bleiben.

Knapp vier Monate nach der Grundsatzentscheidung zur Laufzeitverlängerung der belgischen Atomkraftwerke haben sich die Regierung in Brüssel und der französische Energiekonzern Engie auf erste Einzelheiten verständigt. Wie die belgische Regierung am Freitag bekannt gab, sollen zwei Reaktoren ab 2026 für zehn weitere Jahre in einem neu geschaffenen Joint Venture von beiden gemeinsam betrieben werden. Dafür sei nun eine entsprechende Rahmenvereinbarung getroffen worden.

Die Verhandlungen über die Einzelheiten sollen demnach bis Ende des Jahres abgeschlossen werden, um dann der EU-Kommission zur Genehmigung vorgelegt zu werden. Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine und steigender Energiepreise hatte Belgien im März entschieden, den eigentlich für 2025 vorgesehenen Atomausstieg zu verschieben.

Sicherheitsmängel sind bekannt

Seither laufen Verhandlungen zwischen der Regierung und dem Engie-Konzern über die Modalitäten und komplexe Fragen der Risiken- und Lastenteilung. Über 2025 hinaus weiterbetrieben werden sollen die Reaktoren Doel 4 und Tihange 3. Engie sprach allerdings am Freitag noch lediglich von einer "potenziellen Verlängerung" des Betriebs von zwei Kernkraftwerksblöcken.

Energieministerin Tinne Van der Straeten erklärte auf einer Pressekonferenz, dass die Entscheidung Belgiens vom März, an der Kernenergie festzuhalten, Teil der Bemühungen sei, die Abhängigkeit von Importen fossiler Brennstoffe zu vermeiden, da sich Russland als unzuverlässiger Gaslieferant erwiesen habe. Der belgische Atomausstieg basierte auf einer Umstellung auf Gas.

In Belgien gibt es insgesamt sieben Atomreaktoren in zwei Kraftwerken, die eigentlich bis 2025 schrittweise komplett vom Netz genommen werden sollten. Im September und Februar kommenden Jahres werden die ersten beiden Meiler abgeschaltet, bis 2025 sollen drei weitere gestaffelt folgen. Doel 4 und Tihange 3 sollen dann allerdings noch länger laufen.

Bei den in den kommenden Monaten vom Netz gehenden Anlagen handelt es sich um die bei deutschen Atomkraftgegnern wegen möglicher Sicherheitsmängel stark umstrittenen Reaktoren Doel 3 und Tihange 2. In den beiden Blöcken hatten Experten 2012 tausende Haarrisse in den Reaktordruckbehältern gefunden. Trotz massiver Kritik von Anrainerstaaten wie Deutschland und Luxemburg hatte Belgien die Laufzeit der beiden Reaktoren 2015 verlängert.

Die 1985 in Betrieb genommenen Reaktoren stellen mit einer Leistung von zusammen rund zwei Gigawatt 35 Prozent der belgischen Kernkraftkapazität.

(APA/AFP)

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