Evolutionäre Anthropologie

Die verschlungenen Wege früher Seefahrer

Die prähistorische DNA verriet's: Mikronesien im Westpazifik wurde vor 2800 bis 1000 Jahren in fünf Wellen besiedelt.
Die prähistorische DNA verriet's: Mikronesien im Westpazifik wurde vor 2800 bis 1000 Jahren in fünf Wellen besiedelt. Getty Images
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Ron Pinhasi und seine Wiener Forschungsgruppe bringen gemeinsam mit US-Kollegen Licht in die Urgeschichte vieler Weltregionen. Zuletzt widmete der Anthropologe sich der Besiedelung Mikronesiens.

Wer im Netz nach Mikronesien sucht, findet vor allem Bilder einer paradiesischen Urlaubsdestination: Sandstrände, glasklares Meer, Palmen. Kein Wunder, gehören dem Gebiet doch 2000 tropische Inseln und Atolle an, die auf über sieben Millionen Quadratkilometern im Westpazifik verstreut sind. Die Bilder der touristischen Vermarktung täuschen über die Heterogenität von Kulturen und Sprachen in Mikronesien hinweg. Zumindest die geografischen Voraussetzungen lassen gut erahnen, wie komplex und herausfordernd die Besiedelung der Region einst gewesen sein muss. Etwas Licht in diese weit entfernte Vergangenheit brachten kürzlich Ron Pinhasi von der Uni Wien und der US-amerikanische Genetiker David Reich von der Harvard University (Science, 1. 7. 2022). Die beiden Forscher sequenzierten in der bislang größten Studie dazu unter anderem altes Erbgut von 164 frühen Mikronesiern, das von fünf archäologischen Stätten stammt.

Männer zogen zu den Frauen

Der moderne Mensch erreichte Australien, Neuguinea und die Salomonen vor mindestens 47.000 Jahren. Erst vor rund 3500 Jahren begann seine Migration in entlegenere Orte Ozeaniens. Die Ergebnisse von Pinhasi und Reich zeigen nun, dass Mikronesien vor 2800 bis 1000 Jahren per Seefahrt aus allen möglichen Richtungen besiedelt wurde, und zwar in mindestens fünf Migrationswellen: aus Neuguinea im Süden (vor 1800 Jahren), aus Ostasien im Westen (vor 2800, 2400 und 2100 Jahren) und aus Polynesien im Südosten (vor 1000 Jahren).

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