Leitartikel

Wir brauchen mehr Flexitarier!

Archivbild.
Archivbild.(c) APA/GEORG HOCHMUTH
  • Drucken
  • Kommentieren

Von Tempolimits, Windrädern und Systemrelevanz: Österreichs politische „Elite“ sollte endlich auf pragmatische Sachpolitik und nicht ideologische Klientelpolitik setzen. Es herrscht Krise!

Sie nannten sie Energieferien. Die Generation unserer Eltern erlebte als erste Wohlstand und Krisenbewältigung zugleich. Damit zeitgleich die teilweise leeren Betten in den Hotelburgen der Skiregionen aufgefüllt werden konnten und die Heizungen in den Städten sparsam, also kalt, bleiben konnten, schickte man Schulkinder und ihre Familien quasi staatlich gelenkt in die Energieferien.

Dem Ölschock begegnete das Land mit autofreien Tagen und mit zeitlich begrenzten Geschwindigkeitsbeschränkungen. Vermutlich wird sogar der Verzicht im Rückblick romantisch verklärt, aber der Eindruck besteht, dass die Generation Klaus/Kreisky – also die damals Erwachsenen – besser oder vielleicht flexibler auf solche Einschnitte und Veränderungen reagiert hat als wir heute. Oder anders: Dass die Politik besser kommunizierte, die Medien nicht immer die Mikropartikel der Haare in der Suppe suchten und die Bevölkerung weniger zornig jede Maßnahme, die die persönliche Freiheit – oder viel besser: den persönlichen Lebensstandard – einschränkt, bekämpfte. Aber aus einem Grund ist das zutiefst verständlich: Kaum eine Politikerin oder ein Politiker kämpft derzeit ausschließlich für die gemeinsame Sache und ohne versteckte Agenda.

Das erwähnte Tempolimit ist das schöne Beispiel dafür: Sollte die Energie wirklich knapp werden, spricht genau nichts dagegen, ein solches temporär (!) einzuführen. Kärntens Landeshauptmann, Peter Kaiser, hat absolut recht, wenn er meint, es sei im Notfall besser, den Verkehr beim Thema Geschwindigkeit zu drosseln als die Industrie zu beschränken. Denn in der Krise mit dem Milliardenregen aus dem noch gefüllten Steuertopf für alles und jeden gilt mehr als je zuvor: It's the economy, stupid. Geht es der Wirtschaft schlecht, wird es den Kindern schlechter gehen als uns. (Was sich möglicherweise ohnehin nicht mehr verhindern lässt.) Aber: Die lauten (Populisten in der SPÖ) und leisen (Koalitionshäftling Grüne) Befürworter würden sehr schnell das wichtige Beiwort „temporär“ vergessen. Das kann man ökologisch argumentieren, man müsste es dann aber auch tun, und nicht durch die Gaskrisenhintertür versuchen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.