Seit „toxische Männlichkeit“ am Pranger steht, boomt Chauvinismuskritik in der Popkultur. Ein strittiger Höhepunkt dieses Trends läuft jetzt im Kino. Das Spukspektakel „Men“ sucht nach dem Monster im Manne. Nur: Wozu?
„Männer sind Schweine“: So sang die deutsche Punkpop-Band Die Ärzte in ihrer gleichnamigen Hitsingle aus dem Jahr 1998. Und viele Mitglieder des darin geschmähten Geschlechts sangen mit: Schließlich wurde die Anklage – Männer wollten „alles begatten“, sie seien „rücksichtslos und ungehemmt“ – mit einem entlastenden Augenzwinkern serviert: Wir sind schon deppert, aber so sind wir eben, konnte man sich damals mit verschmitztem Blick auf einen Mit-Mann vergewissern. Weshalb das fröhlich dahinschunkelnde Lied auch beim Oktoberfest als Stimmungsmacher funktionierte – zum Ärger seiner Urheber, die das mit der Machokritik bei aller Ironie schon auch ernst gemeint hatten.
„Ausnahmen gibt's leider keine/In jedem Mann steckt doch immer ein Schwein“, ließen Die Ärzte uns im Sinn der Frauenaufklärung wissen. Fraglich bleibt, ob solche Textzeilen wirklich zur Reduktion von Sexismus beitragen – oder ob sie diesen mittels Geschlechterschubladisierung nicht eher befeuern. Gnädigerweise anzufügen, es sei „ein strukturelles Problem, dass Männer Arschlöcher sind“ – wie es etwa die Autorin Sibel Schick in ihrem viel diskutierten feministischen Gedicht „Männer sind Arschlöcher“ (2018) – getan hat, schmälert die Problematik des Generalverdachts nur bedingt.
Freilich: Ein bisserl Pauschalurteil verträgt die Männerwelt schon. Frauen durften sich lang genug anhören, qua Geschlecht Spielbälle ihrer Gefühle zu sein, nicht einparken zu können – und dergleichen mehr. Nun rollt die Retourkutsche. Seit der Begriff der „toxischen Männlichkeit“ im Gespräch ist, hat Chauvinismuskritik Hochkonjunktur. Auch der Film: „Promising Young Woman“, ein Rundumschlag gegen die Verharmlosung sexueller Übergriffe, gewann 2021 den Drehbuch-Oscar. Heuer erntete Jane Campions Anti-Western „The Power of the Dog“, mit Benedict Cumberbatch als Cowboy-Ungustl, eine Goldstatuette für beste Regie.