Infektionen

Affenpocken: Österreich sieht sich gerüstet

Die Weltgesundheitsorganisation WHO erklärt den Ausbruch zu einer internationalen Notlage. In Österreich wurden dem Gesundheitsministerium zufolge entsprechende Vorkehrungen bereits getroffen.

Wien. Angesichts der schnellen weiten Verbreitung der Affenpocken hat die WHO die höchste Alarmstufe ausgerufen. Der Ausbruch ist Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus zufolge eine „Notlage von internationaler Tragweite“.

In Österreich gibt es bisher 99 bestätigte Fälle. Dem Gesundheitsministerium zufolge ist man gut gerüstet: Affenpocken sind seit 25. Februar als anzeigepflichtige Krankheit eingestuft. Seither erfolgen behördliche Maßnahmen wie Absonderungen und die Nachverfolgung von Kontaktpersonen.

Vergangene Woche ist auch die erste Lieferung (2340 Dosen) von Impfstoffen eingetroffen. Eine weitere größere Lieferung wird in den kommenden Wochen erwartet. Vom Nationalen Impfgremium wird eine Impfung derzeit nur für bestimmte Risikogruppen empfohlen. Die verfügbaren Dosen werden als Prophylaxe nach Kontakt mit einer erkrankten Person, für spezialisiertes Laborpersonal sowie für Gesundheitspersonal mit hohem Expositionsrisiko eingesetzt.

Regierungen sollen handeln

In Abhängigkeit von der Verfügbarkeit kann auch Personen mit individuellem Risikoverhalten eine Impfung angeboten werden. Ein Risikoverhalten liegt vor, wenn Personen häufig wechselnden sexuellen Kontakt haben. In Österreich sind insbesondere Männer mit gleichgeschlechtlichen Partnern an Affenpocken erkrankt. Auch weltweit sind zumeist Männer betroffen, die Sex mit Männern hatten.

„Das bedeutet, dass dieser Ausbruch gestoppt werden kann – mit den richtigen Strategien in der richtigen Gruppe“, sagt Ghebreyesus. Zugleich warnt die WHO vor einer Stigmatisierung der Betroffenen. Inzwischen wurden auch in anderen Bevölkerungsteilen Fälle verzeichnet. So erkrankten etwa in den USA zwei Kinder.

Weltweit haben die Behörden bisher mehr als 16.000 Affenpockenfälle in 75 Ländern bestätigt, fünf Menschen starben. Besonders betroffen ist Europa. Die nun ausgerufene höchste Alarmstufe soll die Regierungen dazu bewegen, Maßnahmen zu ergreifen, um den Ausbruch einzudämmen. Sie sollen etwa Ärzte und Kliniken sensibilisieren, bei Verdachtsfällen Schutzmaßnahmen zu treffen und die Bevölkerung aufzuklären.

Zumeist milde Verläufe

Affenpocken sind eine Infektionskrankheit, eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nur bei engem Kontakt (Blut und andere Körperflüssigkeiten) möglich, also etwa durch sexuelle Kontakte. Die Symptome umfassen Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Schüttelfrost sowie geschwollene Lymphknoten. Auch entwickeln sich schmerzhafte Hautveränderungen in Form von Flecken und Pusteln.

Sie heilen nach zwei bis vier Wochen von selbst ab. Die meisten genesen innerhalb von einigen Wochen. Behandelt werden in erster Linie die Symptome. Ein zur Therapie von sogenannten Orthopocken entwickeltes Arzneimittel wurde kürzlich in der EU auch für Affenpocken zugelassen. Die allgemeine Pockenimpfung hat sich zu 85 Prozent als wirksam erwiesen. Allerdings wird seit Längerem nicht mehr gegen die Pocken geimpft, da die Krankheit seit rund 40 Jahren ausgerottet ist. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.07.2022)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Infektionskrankheiten

Epidemiologin: Welt muss sich besser gegen Ausbrüche wappnen

"Wir können es uns nicht leisten, darauf zu warten, dass Krankheiten eskalieren“, warnt die britische Expertin Josie Golding. Die Einstufung der Affenpocken als internationale Notlage sieht sie als notwendig.
WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus wird heute die Ergebnisse einer WHO-Sitzung vom Donnerstag bekannt geben.
Krankheit

WHO erklärt Affenpocken-Ausbruch zu einer internationalen Notlage

Die Weltgesundheitsorganisation hat am Samstag den Ausbrauch der Affenpocken in mehr als 60 Ländern zur internationalen Notlage erklärt.
++ ARCHIVBILD ++ AFFENPOCKEN - ERSTER VERDACHTSFALL IN OeSTERREICH AUS WIEN GEMELDET
Infektionskrankheit

Affenpocken keine Gefahr für die Allgemeinheit

Das Virus, das zu den sogenannten Orthopoxviren gehört, ist nicht besonders ansteckend und führt meist zu milden Krankheitsverläufen. Zudem sind sowohl ein Impfstoff als auch ein Medikament verfügbar.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.